9. Der Plan (Pirate Booty)

a/n: In diesem Kapitel geht es etwas härter zu, sowohl was die Wortwahl als auch die Handlung betrifft. Ihr seid gewarnt.

“Gut siehst du aus”, versprach Lucy Ted und richtete sein dunkelrotes Hemd noch ein wenig- so, dass es weiter offen stand.

“Das ist ja super… genau das, was ich beabsichtige”, murrte dieser. 

“Ja, mein Lieber, das beabsichtigst du. Das schaffst du schon, hm? Halt dich einfach an alles, was wir besprochen haben.”

“Ich werd’s versuchen. Auch wenn’s der pure Albtraum wird.”

“Morgen werden wir wahrscheinlich schon drüber lachen”, erklärte Lucy. Ted bezweifelte diese steile These zwar stark, verstand aber durchaus, dass ihn die vor allem motivieren sollte.

Er atmete also noch einmal durch, ehe er die Öllampe zur Hand nahm und im tiefen Dunkel der Nacht seine Kajüte verließ. Hoffentlich käme er ungestört bis zu der von Edgar durch. Nervös sah er sich um, passierte dabei die Unterkünfte der Mannschaft, bis er schließlich vor dieser einen Tür stand. 

Edgar hatte diese Kajüte damals nach dem Versuch der Meuterei für sich alleine beansprucht und keiner hatte es gewagt, ihm zu widersprechen. Heute jedenfalls kam es Ted ganz gelegen so. Er klopfte an und wartete mit klopfendem Herzen auf eine Reaktion. O’Malley war gerade am Steuer, es war wirklich spät, also müsste er eigentlich hier sein. 

Ted hörte ein Poltern und kurz darauf riss Edgar auch schon die Tür auf.

“Was willst du denn hier?!”, blaffte er und wirkte dabei ziemlich verpennt. 

“Können wir reden? Unter vier Augen”, bat Ted in einer derart demütigen Stimmlage, dass er sich selbst anwiderte.

Edgar zögerte nicht einen Moment. “Von mir aus”, sagte er und stieß die Tür etwas weiter auf, um seinen Besucher eintreten zu lassen.

Die Kajüte war tatsächlich unverschämt groß. Edgar ließ es sich hier offensichtlich gut gehen. Ted sah sich um. Wie gerne wäre er jetzt überall gewesen, außer gerade hier. 

“Lass mich raten, du hast jetzt doch Angst vor deiner eigenen Courage bekommen, huh?”, sprach Edgar hinter ihm. “Kommst her, um mich anzuflehen, das mit dem Duell wieder zu vergessen.”

Ted biss die Zähne zusammen. Wie gerne hätte er diesem Drecksack jetzt viel eher die Meinung gegeigt. 

“Da hast du wohl ins Schwarze getroffen.” Er drehte sich wieder zu Edgar um. “Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist… mich mit jemandem wie dir anzulegen.” 

“Hab ich’s mir doch gedacht. Hätte mich auch gewundert, so kläglich wie du dich als Kapitän schlägst. Und dann plötzlich die Nummer von heute… Diese kleine Schlampe hat dir wohl Flausen in den Kopf gesetzt”, erklärte Edgar. Zu Teds gleichzeitigem Wohlwollen UND Entsetzen stellte er fest, dass sein Aufzug schon Wirkung zeigte. Er wurde gerade ganz genau in Augenschein genommen. Das verpasste ihm eine unangenehme Gänsehaut. Aber er musste jetzt tapfer sein. 

“Ich weiß”, tat Ted zerknirscht. “Ich bin kein sehr guter Kapitän. Ich meine, genau das war wohl auch Williams Absicht, oder? Den schwächsten Mann an seiner Statt auszusuchen.” 

“Ja, der wollte uns wirklich den Mittelfinger zeigen”, pflichtete Edgar ihm bei. Vielleicht war das hier gerade das vernünftigste Gespräch, das sie je geführt hatten. 

“Ich muss dir was sagen”, setzte Ted hinzu. Allmählich rückte das Unvermeidliche näher und das machte ihn nervös.

“Na dann, raus damit.” 

“Ich will, dass du das Schiff übernimmst. Mir wächst das alles über den Kopf. Ich glaube, du könntest die Männer mit harter Hand führen. Das hast du so in dir.”

Edgar wirkte weniger überrascht, als man vielleicht hätte meinen können. Vielleicht dachte er, der Vorschlag sei längst überfällig. 


“Hast ja doch endlich Vernunft angenommen. Ja. Ich bin genau der Richtige dafür. Mit diesem Gedanken spiele ich schon lange.”

Natürlich tat er das. 

“Aber eins sag ich dir, das geht alles nicht so leicht, wie du es dir vielleicht vorstellst, Teddy”, fügte Edgar hinzu. Er nannte ihn nur so, um ihn zu demütigen. Dieser Arsch. 

“Wir haben eine gütliche Einigung gefunden, statt ein Duell auszufechten. Klar geht das”, erwiderte Ted. So ganz konnte und wollte er doch nicht aus seiner Haut. Er beobachtete die Tür und sah dort eine Bewegung. 

“Hmm… mir würde das schon gefallen, wenn du dich so richtig bei mir entschuldigst, Bürschchen. Am besten solltest du vor der versammelten Mannschaft vor mir auf die Knie gehen und um Gnade flehen.”

Ted sah ihn groß an. Der Kerl hatte echt n fettes Egoproblem. 

“Aber ich will mal Gnade vor Recht ergehen lassen, weil du heute so brav zu mir gekommen bist und dich freiwillig gebeugt hast.” Edgar legte seine Hand an Teds Kinn. Dieser kämpfte schon ziemlich mit dem Impuls, den Kopf wegziehen. 

“Also kannst du dich gleich hier und jetzt entschuldigen. Wenn du’s gut machst, kommst du vielleicht davon.” 

“Na schön. Es tut mir leid”, sprach Ted lahm. 

“Eheh”, machte Edgar verneinend. “Nicht gut genug. Kein bisschen gut genug, mein junger Freund.” Er strich mit dem Daumen über seine Unterlippe. Ted hätte nicht damit gerechnet, dass der so direkt offensiv werden würde. Aber eigentlich kein Wunder. Er war es gewohnt, die Oberhand zu haben und wer würde Ted das hier schon glauben? Und selbst wenn sie es glauben würden… wer würde sich schon trauen, das gegen Edgar zu benutzen? 

“Ähm” Ted lachte nervös. Das musste er nicht spielen. “Und was ist dann gut genug?” 

Ein viel zu breites, beängstigend zufriedenes Grinsen schlich sich auf das Gesicht von Edgar. 

“Das zeige ich dir schon.” Er schnürte das Hemd von Ted mit einem Handgriff weiter auf und strich dann mit seiner schwielenüberzogenen Handfläche über seine nackte Brust. 

“Wenn du alles genau so machst, wie ich dir das befehle, wird es vielleicht sogar kaum weh tun.” 

Das wagte Ted doch stark zu bezweifeln. Aber eigentlich sollte er erleichtert sein. Er hatte diesen Kerl nicht mal angraben müssen. Der war von selbst auf die Idee gekommen, ihm an die Wäsche zu gehen. Das lief also schon einmal nach Lucys Plan. Toll. Wirklich schön. Er sollte sich freuen. 

Ted nickte etwas. “Um ehrlich zu sein” und hier griff er auf einen der Sätze zurück, die sie vorab mit ihm geübt hatte, „hab ich schon lange davon geträumt, dass mal ein großer, starker Kerl kommt und sich meiner annimmt.”

Urgs… allein die Vorstellung, wie dieser alte, unsympathische Widerling…

Dieser grinste jedoch nur breit und schubste Ted kurzerhand in Richtung Bett.

“Hab ich’s doch geahnt. Ich hätte dich so oder so durchgefickt, als ob es kein Morgen gäbe, Kleiner. Allein um dir zu zeigen, wer hier über wen bestimmt!”

Ja, ja, dachte Ted nur. Das war garantiert der einzige Grund.

“Aber mit deinem kleinen Geständnis hast du dir verdient, dass du dir meinen Schwanz vorher feucht lutschen darfst. Du weißt gar nicht, wie sehr dein kleiner, fester Arsch dir das danken wird.”

Unverhohlen packte er Ted an den Hintern. Dieser fühlte inzwischen, wie heiß sein Gesicht geworden war. 

“Also… ja! Ja, vielen Dank. Aber…” Er versuchte einen Schritt zurück zu treten, doch Edgar hielt seinen Po fest gepackt. 

“Aber?”, wiederholte dieser bedrohlich leise. 

“Kann ich mir für die Gnade vielleicht n bisschen Mut antrinken? Ich hab sowas noch nie getan, musst du wissen…” 

“Kann gar nicht glauben, dass einem wie dir noch nie einer den Arsch auseinander genommen hat”, brummte Edgar in einem Ton, der ausdrückte, für was für eine Schande er das hielt. “Naja, wenn’s das erste Mal ist, ist es tatsächlich ganz gut, wenn wir dich locker kriegen. Sonst bin ich in ner Stunde noch nicht in dir drin.”

“Mhm”, machte Ted und blickte kurz nervös hinter sich. 

“Ich versteh schon”, kommentierte Edgar seine Reaktion prompt. “Hier traut sich niemand hinein. Wir sind ungestört, Kleiner.” 

“Ah. Gut”, lachte Ted nervös. “Hast du was zu trinken? Ich kann sonst auch was holen.”

“Ich hab was hier, versteht sich. Jetzt wird kein Rückzieher mehr gemacht”, erklärte Edgar ihm und holte aus einem Schrank eine Glasflasche mit einem braunen Getränk darin. Ebenso zwei Gläser.

“Ja, da klopft dein kleines Herz wohl schon schneller. Auch Schwanzlutschen will gelernt sein”, sinnierte Edgar und befüllte beide Gläser großzügig, gönnte sich dann gleich einen ordentlichen Schluck. “Aber du bist nicht der erste junge Kerl, dem ich das beibringe. Wir haben die ganze Nacht Zeit und du kannst schön üben, ihn richtig tief in den Schlund zu bekommen. Wenn du würgst, setzt’s ein paar Backpfeifen. Da lernen die meisten es ganz schnell.”

Der redete wohl wirklich gerne über dieses ganze Zeug. Ted wurde richtig schlecht. Obwohl das alles ziemlich düstere Aussichten für ihn waren, entsprach es immerhin ihrem Plan. 

“Okay”, sagte er schnell, was zu dem vorher Gesagten eigentlich gar nicht passte. Egal. Edgar würde gleich eh nur noch mit was Anderem denken. “Dann zieh ich mich wohl am Besten schon mal aus, was?”

Edgar stellte sein Glas hinter sich ab und ging einen Schritt auf ihn zu.

“Nur zu”, raunte er. 

Er tat so abgeklärt, aber dass ein junger Kerl freiwillig die Hüllen vor ihm hatte fallen lassen, war bestimmt schon eine Weile her. Ted zog sich in langsamen Bewegungen das Hemd über den Kopf und sah Edgar noch einmal an, ehe er es beiseite warf. Erst dann beugte er sich hinab, um seine Stiefel aufzuschnüren.

“Nein, nein… dafür drehst du dich um”, befahl Edgar und packte ihn geradewegs an der Hüfte, um ihn dabei zu dirigieren. 

“Schon besser”, befand er und kniff Ted erneut in den so perfekt dargebotenen Hintern, während dieser seine Schuhe mit zittrigen Fingern aufschnürte. Ihm blieb nichts, als das auszuhalten. Langsam stieg er aus den Stiefeln und stellte sie beiseite. 

Edgar gab ihm einen motivierenden Klaps. “Und jetzt die Hosen runter.” Ted atmete einmal durch und beobachtete die Bewegung hinter dem Vorgang. Also gut. Diesen einen Schritt wäre er jetzt noch bereit zu gehen. Er schnürte seine Hose auf und wartete noch einen Moment ab, dann ließ sie zu Boden fallen. 


“Die Unterhose auch, na los!”, befahl der Steuermann. Langsam wurde er sichtlich ungehalten. 

“Was ist mit den Drinks?”, fragte Ted. “Ich würde vorher echt gern…” 

Edgar packte ihn und riss ihm mit einem harten Ruck die Unterhose in die Kniekehlen.

“Hey!”, beschwerte sich Ted prompt. 

Sein Gegenüber grinste nur und sah sich das Freigelegte eingehend an. “Wirklich nicht übel. Schade nur, dass du das bisher für Weiber verschwendet hast. Das hier wird dir viel besser tun.” Er packte ihn an den Schultern und drehte ihn herum, gab einen zustimmenden Laut von sich. 


“Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir dich nicht schon viel früher vorgenommen hab.”

Teds Herz pochte inzwischen wie verrückt, die Verlegenheit ließ seine Wangen glühen. Er hatte sich in seinem erwachsenen Leben noch nie so verdammt ausgeliefert gefühlt. Die Angst kroch langsam in ihm hoch wie ein Skarabäus, der sich durch seine Eingeweide bis hinauf zu seiner Lunge fraß. 

“Bitte… mein Hals ist ganz trocken”, hauchte er nun nur noch kläglich. 

“Da hab ich doch genau das Richtige für”, grinste Edgar. “Na, nicht so ängstlich. Kleiner Scherz am Rande. Ich bin ja gar nicht so.” Er reichte Ted das noch volle Glas und griff zu seinem eigenen, stieß mit ihm an. 

“Auf eine unvergesslicher Nacht, Kapitän Edward”, sprach er spöttisch und leerte den Rest seines Glases mit einem großen Schluck. 

Ted musterte ihn genau und nippte an seinem Getränk- es roch nach Whiskey- ehe er es beiseite stellte. 

“Stimmt schon. Unvergesslich wird sie”, erwiderte er und zog rasch seine Hosen wieder nach oben. 

“Was denkst du, was du da…” Edgar holte Luft, um einmal heftig und sehr ungesund zu husten. 

“Du wirst auf der Stelle… Argh… krr…” Der Steuermann wurde blass, sehr blass, während er sich die Hände gegen den Hals drückte. 

“Hm. Sieht ganz so aus als könntest du deine Befehle nicht mehr sonderlich sauber formulieren, du dreckiger Bastard!” Ted trat nah an ihn heran und holte tief Luft, ehe er ausholte, um dem Steuermann einen Faustschlag zu verpassen, der sein Gesicht zur Seite fliegen ließ. 

Aus Edgars Kehle drang nun nurmehr ein klägliches Röcheln. Er fiel auf die Knie.

“Na, wer beugt sich jetzt dem wahren Kapitän?!”, fragte Ted höhnisch. In seinem Feuereifer nahm er kaum Notiz von Lucy, die wohl aus ihrem Versteck hinter dem Vorhang getreten war und nun neben ihm stand. 

“Dir hat echt gestunken, wie er mit dir umgesprungen ist, was?”, fragte sie trocken. 

“Was denkst du denn!” Ted trat dem sich windenden Kerl noch einmal in die Magengrube, ehe dieser einmal vornüber fiel und regungslos liegen blieb. 

“Ein Glück”, seufzte Lucy erleichtert. “Ich hatte ja echt gehofft, dass das Gift nach all der Zeit noch wirkt.”

“Gehofft?!”, fragte Ted entsetzt. 

“ Ja, alleine dadurch, dass ich es auf beide Gläser aufgeteilt habe, war ich mir mit der Menge nicht ganz sicher. Außerdem schleppe ich das echt schon eine Weile mit mir rum.”

“Ja, warum überhaupt? Und was wolltest du mit dem Belegnagel?”, nickte er auf das riesige Teil in ihrer Hand. Er hatte in seiner Zeit als Matrose schon oft genug welche rumschleppen müssen, um deren massives Gewicht zu kennen. 

“Eine Barkeeperin sollte immer auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein. Und das Ding hier war natürlich mein Plan B.”

“ Beruhigend”, fand Ted. 

Sie tätschelte  aufmunternd seine Wange. “Ist wie du siehst alles gut gegangen, Mister Knackarsch. Und jetzt komm. Wir haben nen Kerl in der Größe eines Kleiderschrankes hier rauszuschaffen.” 

“Keiner hat gesagt, dass du da so genau hinsehen sollst!”, beschwerte sich Ted verlegen.


“Du hast wirklich gar keinen Grund, dich zu verstecken”, flötete Lucy und krempelte dabei ihre Ärmel hoch. 

“Irgendwie hatte ich erwartet, du würdest gegenüber einer Leiche mehr Skrupel zeigen.” Ted zog auch Stiefel und Hemd wieder über. 

“Ja… ich auch”, erwiderte Lucy. “Aber dann war er so verdammt widerlich, dass im Laufe der Zeit in diesem Raum wohl auch der letzte Rest Zweifel in mir weggewischt wurde”, erklärte sie und  trat mit ihrem Stiefel gegen die Schulter des leblosen Edgar, sodass er auf die Seite fiel, dabei griff sie in ihre Rocktasche. 

Ted schüttelte es.

“Können wir bitte nie wieder darüber reden? Hey… was hast du mit der Zange vor?”

“Nicht mal als lustige Anekdote an der Bar?”, fragte Lucy rhetorisch und ergänzte “Seine Goldzähne müssen doch nicht mit über Bord gehen”, ehe sie sich auf Edgars Brustkorb setzte, um sich an die schweißtreibende, aber lukrative Arbeit zu machen. 

6 Kommentare zu „9. Der Plan (Pirate Booty)

  1. Hehe, also Zähne ziehen ist nun mal eine kreative Form der Hirntoddiagnostik. Ich bin gespannt ob das Gift tatsächlich noch letal war oder er von dem Schmerzreiz aufwacht 😅 Das würde irgendwie perfekt in die Reihe passen 😁

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  2. Guter Plan, Giftmord, Goldzähne: eine passende Mischung für eine Piratengeschichte. 😊 Dem Charakter Edgar trauert man nicht wirklich nach. Ich bin gespannt, wie Ted im kommenden Kapitel das plötzliche Verschwinden seines Steuermanns erklärt.

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