42. Zurück zu Altbewährtem (Der Privatlehrer)

Josephine eilte nun zu den beiden Männern und setzte direkt wieder eine freundliche Miene auf. Wie schnell sie ihre Mimik ändern konnte, wirkte auf John schon beinahe ein wenig unheimlich. Zum Glück kannte er sie in- und auswendig und wusste, dass ihre unfreundliche Seite viel eher eine Fassade war als das niedliche Lächeln. “Docteur, sie bleiben doch über Nacht, nicht? Es ist schon spät geworden, wir werden Ihnen rasch ein Dinner bereiten lassen.” John stellte nicht ohne Stolz fest, dass sie schon von “ihnen” sprach und nicht alleine von sich. Er griff nach Josephines Hand und sie drückte im Gegenzug seine, warf ihm einen liebevollen Seitenblick zu.

41. Unerwarteter Abschied (Der Privatlehrer)

Finnegan starrte die Zeilen vor sich an, als würden sie sich dadurch plötzlich verändern. Taten sie aber nicht. Er hielt tatsächlich dieses Telegramm, das exakt diese Worte enthielt, in den Händen. Das konnte aber doch nicht sein! Mr. Buchanan reiste mit Josephine? Ausgerechnet der Mensch, bei dem man hatte befürchten müssen, geteert und gefedert zu werden, wenn man es bloß wagte, seinen Namen zu erwähnen?

40. Wiederaufblühen (Der Privatlehrer)

"Jetzt mach aber halblang", erwiderte John schlicht. Sie musterte ihn frustriert. Seit vorhin bekam sie den Gedanken nicht mehr aus dem Kopf, dass alles wieder wie früher sein sollte… nur besser. Sie wollte Sex mit ihm, verdammt, wie sehr sie das wollte. Aber irgendwie wollte sie auch ganz klassisch von ihm den Hintern versohlt bekommen. Mehr als symbolisches Zeichen, um die Ordnung wiederherzustellen. Damit sich zwischen ihnen endlich alles wieder normal anfühlte. Sie wusste nur nicht, wie sie das anstellen sollte. Ihr Stolz würde niemals zulassen, dass sie darum bat. 

37. Aufbruch nach London (Der Privatlehrer)

Josephine trat nervös vor der vollgepackten Kutsche auf und ab. Vor etwa einer halben Stunde hatten sie ihren Vater in die Kutsche verfrachtet, die speziell für den Krankentransport mit einer Liege ausgestattet war. Docteur Bènin hatte ihm ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht und Josephine sein Gesicht mit tausend Küssen versehen. Der Doktor würde mit ihrem Vater in der Kutsche reisen, damit er im Ernstfall eingreifen konnte, sollte es ihm schlechter gehen oder er bräuchte eine Pause. Josephine würde mit Natalie in der anderen Kutsche hinterher fahren.

36. Liebesbrief (Der Privatlehrer)

Josephine selbst spürte es und heute hatte sie es vor Natalie zum ersten Mal laut ausgesprochen. Das Leben, was sie gerade führte, machte sie einfach nicht glücklich. Es war schwer, sich das einzugestehen, weil es bedeutete, dass Alice die ganze Zeit über recht gehabt hatte. Noch dazu hieß es, dass sie etwas ändern musste. Doch inzwischen fühlte sie sich schon so gefangen in ihrem neuen Lebensstil, dass sie gar nicht wusste, wie sie das anstellen sollte.

32. Plötzliche Heimkehr (Der Privatlehrer)

“Ihr seid ja wirklich reizend miteinander”, sprach Lottie. Es klang ein bisschen aufgesetzt, fand Josephine und sah wieder zu ihrer Freundin. Sie hatte nicht vergessen, wie sie ihm das erste Mal begegnet waren. Ein gemeinsamer Bekannter hatte Everett Fletcher mit auf eine von Lotties Feiern gebracht, sie waren Cousins dritten Grades. Sofort hatte Lottie ein Auge auf ihn geworfen- kein Wunder, er war wirklich hübsch mit seinem dunkelblonden welligen Haar, den Augen, aus denen seine Verschmitztheit nur so zu sprühen schien und dem perfekten Lächeln. Allerdings hatte er sich sofort Josephine angenähert, ein Gespräch mit ihr gesucht, das den Rest des Abends nicht mehr geendet hatte.

31. Vier Jahre später (Der Privatlehrer)

Als Finnegan sie so ansah, kam er nicht umhin, sich einzugestehen, was für eine schöne Frau aus dem jungen Mädchen geworden war. Die wilden, roten Locken, die ihr Gesicht umrahmten, waren die selben geblieben, die zahlreichen Sommersprossen würden ihrem Äußeren wohl immer etwas Verspieltes verleihen, doch ihre Züge waren weiblicher geworden, ebenso wie ihre ganze Erscheinung. Sicher hatte es nicht einen unerheblichen Einfluss, was sie auf dem Kerbholz hatte. Es hatte sich schnell herumgesprochen, wie leichtfertig sie bereit war, Liebschaften einzugehen, Männer kamen und gingen, blieben oft nicht mehr als wenige Wochen. 

30. When the party’s over (Der Privatlehrer)

Das schien ihm die nötige Motivation gegeben zu haben, den entscheidenden Stoß zu machen. Tonlos riss sie ihre Lippen auf. Das tat doch sehr viel mehr weh als sie sich hätte vorstellen können. Aber sie wollte nicht, dass er jetzt aufhörte. Also verkniff sie sich so tapfer sie konnte jeden Schmerzlaut. 50 Hiebe mit der Reitgerte waren ein weitaus schlimmerer Schmerz gewesen, sagte sie sich um sich Mut zu machen. Außerdem tat der Alkohol sein übriges, um das Schlimmste etwas abzutöten. Dennoch fühlte es sich alles andere als gut an.