Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Marie in ihren Schreibtischsessel fallen. Endlich, endlich hatte sie ihre kleine Horde bei der Tür draußen. Es erstaunte sie jedes Jahr aufs Neue, wie sehr schon ihre kleinen Erstklassler halloweenverrückt waren! Wie Profis tauschten sie sich über Kostüme und furchterregende Schminke aus, da wurde einiges investiert in das gruseligste Outfit.
Paul, der sympathische Polizist vom Postenkommando im Nebenort, hatte sich in den zwei Stunden Verkehrserziehung bei ihnen ziemlich anstrengen müssen, um die Kinder bei der Stange zu halten. Erfreulicherweise gelang ihm das ohne Probleme, stellte Marie begeistert fest. „Er hatte so eine gewisse natürliche Autorität…“,, dachte Marie versonnen und sie musste zugeben, dass sie das schon sehr anziehend fand „und die Uniform stand ihm auch speziell gut!“
„Auf geht’s, genug sinniert!“, riss sie sich aus den Gedanken, sprang auf und im Nu hatte sie ihre Klasse aufgeräumt und war auf dem Heimweg.
Der freitägliche Kaffee mit ihrer Nachbarin und Freundin musste heute ausfallen, hatte sie es doch noch nicht geschafft, eine Verkleidung für sich zu finden. Ihre kleine Nichte hatte ihr das Versprechen abgenommen, mit ihr durchs Dorf zu ziehen und Süßigkeiten zu sammeln. Eigentlich war ihr Plan für Halloween ein ganz anderer gewesen. Sie wollte eine Schüssel mit Naschereien vor die Tür stellen und sich mit einem Buch und einem großen Häferl Tee in ihre Leseecke im hinteren Teil des Hauses zurückziehen, aber weder konnte sie ihrer süßen Nichte etwas ausschlagen, noch dem bittenden Blick ihrer schon ziemlich schwangeren Schwester widerstehen.
„Da muss es drinnen sein!“, murmelte sie vor sich hin, als sie die alte Kleidertruhe ihrer Tante Rosi durchwühlte. Vor längerer Zeit war ihr das schwarze Spitzenkleid ins Auge gestochen und sie hatte sich damals schon gedacht, dass das genau richtig wäre für Halloween, also wo war es nur zum Kuckuck! „Ha gefunden!“ mit einem triumphierenden Aufschrei zog sie es unter einem Haufen Wäsche hervor. Prüfend ließ sie ihren Blick drübergleiten, beim letzten Mal war es ihr nicht so schmal geschnitten vorgekommen, da konnte sie auf keinen Fall irgend etwas Warmes drunter anziehen. „Na dann müssen wir einfach schneller gehen!“, beruhigte sie sich angesichts der vorhergesagten spät herbstlichen Temperaturen.
Mit einem sehnsuchtsvollen Blick auf ihr gemütliches Sofa – wie gerne hätte sie sich jetzt noch für ein kurzes Nickerchen dorthin zurückgezogen – verschwand sie im Bad. Wer furchterregend wie eine böse Hexe und gleichzeitig doch noch verführerisch aussehen wollte, brauchte genug Zeit und jede Menge Schminkutensilien. Beides hatte sie mehr als ausreichend
Eineinhalb Stunden später betrachtete sie sich zufrieden im Spiegel, genau so hatte sie sich das vorgestellt! Jetzt noch den alten Hexenhut aufgesetzt und die passenden Schuhe ausgesucht. Still mit sich ringend, stand sie vor ihrem Schuhkasten. Sicher, vernünftiger wäre es ein Paar Sneaker anzuziehen, wer würde schon auf ihre Füße schauen. Andrerseits schrie dieses Kleid nach ihren schicken schwarzen Pumps. Marie war sich wohl bewusst, dass das sicher nicht die beste Wahl war, aber schließlich siegte ihre Eitelkeit und sie schlüpfte schnell in die Schönheiten. Gerade wollte sie das Haus verlassen, da meldete sich ihr Magen mit lautem Grummeln. In der ganzen Aufregung hatte sie das Mittagessen vergessen. Jetzt konnte sie unmöglich noch etwas Essen, da würde wenigstens der perfekt aufgetragene schwarze Lippenstift sehr darunter leiden, außerdem war sie schon wieder knapp dran. „Naja, dann tun wir wenigstens etwas für die Figur!“, tröstete sie sich und war auch schon bei der Tür draußen.
Kurze Zeit später läutete sie bei ihrer Schwester an und fast augenblicklich wurde die Tür aufgerissen. Ein wunderschönes Schneewittchen stand ihr gegenüber und rief:“ Oh, du schaust aber toll aus Tante Marie, wir können gleich losgehen!“.
„Du bist aber auch sehr hübsch, lass mich nur noch kurz Mama und Papa begrüßen und aufs WC, dann bin ich zu allen Schandtaten bereit, okay!“, erklärte sie der bereits komplett angezogenen und mit einer großen Kürbistasche bewaffneten Fünfjährigen.
„Wow Marie! Tante Rosis Kleid steht dir echt gut, was für eine Figur!“, ihr Schwager pfiff anerkennend durch die Zähne. „Die ist auch nicht hochschwanger mein Lieber!“, meldete sich Sophie, Maries Schwester etwas konsterniert vom Sofa aus zu Wort, „aber er hat recht, du siehst wirklich viel zu gut aus für eine böse Hexe! Wo ist denn dein schöner Apfel?“
Bevor Marie noch antworten konnte, tönte es durchs Haus:“ Tante Mariiieee, wann kommst du endlich, ich waaarte!“. Lillis Geduld war erschöpft, außerdem war ihr heiß, was sicher an den zwei dicken Schichten Gewand lag, die sie unter ihrem Kleid trug.
„Was habt ihr da nur für eine kleine Tyrannin großgezogen!“, brummte Marie und das war auch schon das letzte, das von ihr zu hören war, dann fiel die Tür ins Schloss und herrliche Ruhe breitete sich aus.
Mittlerweile war es ganz dunkel geworden, überall brannten Lichter und fast jedes Haus war aufwändig geschmückt. Zielstrebig steuerte Lilli auf das Nachbarshaus zu, das alte Ehepaar das dort wohnte, hatte immer ein Herz für Kinder und gab jedes Jahr reichlich, weshalb ihre Klingel kaum stillstand an diesem Abend.
„Süßes oder Saures!“, rief Lilli, als die zwei vors Haus traten.
„Oh ihr seid aber ein hübsches Paar!“, freute sich die alte Dame und gab Lilli eine große Handvoll Süßigkeiten in ihre Tasche.
„Magst ein Schnapserl, als Frostschutz sozusagen?“, wandte sich der alte Mann verschwörerisch grinsend an Marie. Eigentlich war sie ja nicht so eine Freundin der harten Getränke, aber das mit dem Frostschutz erschien ihr einleuchtend, zumal sie jetzt schon anfing zu frieren: „Das ist eine gute Idee, danke!“ Sie prosteten einander zu und leerten ihre Gläser in guter alter Manier auf ex.
Tränen schossen Marie in die Augen, als der Selberbrannte seinen Weg in ihren Magen fand. „Der kann was, gell! Den hab ich letzten Winter selber brannt! Magst noch einen?“, bot der freundliche Mann an. „Danke, danke, mir ist schon richtig warm!“, meinte Marie und sie verabschiedeten sich.
Tatsächlich breitete sich eine wohlige Wärme in ihrem Körper aus und sie fühlte sich ganz leicht und beschwingt, als Lilli schon mit vorwurfsvollem Blick auf sie zugerannt kam. „Tante Marie, du bist zu langsam, so kommen wir ja nie weiter, ich hab schon bei drei anderen Häusern angeläutet, schau nur wie voll meine Tasche ist!“, sprudelte es aus ihr heraus und sie nahm Marie an der Hand und zog sie im Eilzugstempo weiter.
Die nächsten „Opfer“ waren erfreulicherweise Eltern einer ehemaligen Schülerin Maries und so hatte man sich natürlich einiges zu erzählen. „Du schaust schon ein bisschen erfroren aus Marie, wie wär’s mit einem Häferl Tee, ich hab grad einen fertig!“, bot ihr die Mutter an und sie war mehr als dankbar dafür. Freudig nahm sie einen großen Schluck und verschluckte sich fast, der Tee hatte ordentlich einen Schuss Rum intus. „Der kann’s aber, dein Tee!“, meinte Marie hustend. „Jaja, ich hab dir extra was zum Wärmen reingetan, hilfts schon?“, verschwörerisch grinste sie sie an. Marie spürte einen Moment in sich hinein, wirklich, ihre eisigen Zehen wurden wieder wärmer und überhaupt fühlte sie sich voller Energie und Tatendrang. Sie leerte die Tasse: „Oja, der hilft genial! Jetzt müssen wir nur schnell weiter, solange mir noch so warm ist! Vielen Dank und liebe Grüße an alle!“, rief sie und lief flott hinter der schon beim Nächsten läutenden Lilli her.
Da war zwar niemand daheim, aber dafür stand ein großer Korb mit Süßigkeiten aller Art vor der Tür. Während Lilli sich begeistert ihre Lieblinge heraussuchte, wanderte Maries Blick über die zahlreichen Spinnenweben und sonstigen Dekostücke, die das Haus zierten. Komisch, sie könnte schwören, dass sie der eine Trupp von Spinnen genau in Richtung der herabgezogenen Regenrinne führen sollte. Neugierig wie sie war, folgte sie ihnen und staunte nicht schlecht, als sie bevor die Regenrinne nach unten ging einen kleinen Korb fand. Zwischen den unterschiedlichen Klopfer Fläschchen klemmte ein Zettel „Nur für die Großen! Prost!“
„Was für eine nette Idee!“, dachte Marie und angelte sich mit sicherem Griff ihren Liebling, „Pfläumchen“ heraus. Die kleine Stimme in ihrem Kopf, die sich um die Auswirkung der Alkoholmischkulanz in ihrem Körper sorgte, brachte sie mit „Ist doch fast nur Pflaumensaft und ein bisschen milder Wodka!“, zum Verstummen. Verstohlen sah sie sich um, Lilli war schon wieder weiter, gerade war weit und breit niemand zu sehen. „Also los gehts! Klopfen, Verschluss auf die Nase und runter damit“, sagte sie sich das von früher gut bekannte Ritual vor. „Brrrr, das war früher aber nicht so picksüß !“, es schüttelte sie vor Graus. Angewidert legte sie das leere Fläschchen zu den vollen zurück und machte sich auf die Suche nach Lilli.
Die hatte eben ihre beste Freundin Anna getroffen. Die Mädels verglichen ihre Schätze und ein wildes Tauschgeschäft begann. Klara, Annas Mama winkte Marie zu und schnell waren auch die zwei am Plaudern. Dabei stiegen sie von einem Bein aufs andere, es war mittlerweile wirklich kalt geworden. „Ich glaub, wir brauchen einen Schluck Feuerwasser, meinte Klara augenzwinkernd, „mein Papa hat mir noch schnell vorm Weggehen seinen Flachmann zugesteckt, „Den werd’s ihr sicher brauchen!“, hat er gemeint. Bin neugierig, was er diesmal reingefüllt hat!“
Sie reichte die Flasche Marie, die kurz überlegte, ob sich der Schnaps, der Rum, der Klopfer und noch ein Schnaps wohl vertragen würden, aber angesichts der zwei Eisklötze in ihren Pumps, nahm sie einen großen Schluck. „Mmmmm köstlich, der brennt gar nicht und schmeckt herrlich nach Marille!“, schwärmte sie und nahm gleich noch einen Schluck. Da war Klara ganz ihrer Meinung und während die kleinen Mädels noch schwer mit Tauschen beschäftigt waren, leerten die großen Mädels den Flachmann bis auf den letzten Tropfen. Bestens gelaunt machten sie sich kurz drauf auf den Heimweg. Nachdem den Kindern trotz mehrerer Schichten kalt geworden war und ihre Sackerln bis zum Bersten voll waren mit Naschereien, kamen sie auch bereitwillig mit.
Maries euphorischer Zustand hielt allerdings nicht sehr lange an. Irgendwie war ihr ein wenig flau im Magen und außerdem fror sie bis auf die Knochen. Eine große Sehnsucht nach ihrem kuscheligen Heim überkam sie und so schob sie Lilli nur schnell daheim bei der Tür rein, rief ihrer Schwester „Muss schnell nach Haus, meld‘ mich morgen!“ zu und war schon ihren Schlüssel suchend auf dem Weg zum Auto.
Gottlob musste sie nur ein Knöpfchen drücken und schon öffnete sich die Tür. Zittern vor Kälte setzte sie sich hinein. Sie war sich natürlich bewusst, dass sie zu viel getrunken hatte um noch fahrtüchtig zu sein, aber wenn sie langsam fahren würde, es war ja nur in den Nachbarort…mit klammen Fingern drückte sie den Startknopf und fuhr los. Auf der Straße war nichts los und so orientierte sie sich einfach indem sie die Mittellinie entlang fuhr. Langsam, kam sie voran, das Stückchen durch den Wald war besonders unangenehm, weil schlecht beleuchtet, außerdem wurde ihr jetzt schnell immer übler. Mit einem Ruck blieb sie mitten auf der Straße stehen, sprang aus dem Auto und sich die Hand vor den Mund haltend lief sie auf den Waldrand zu. Sie hatte schon komplett vergessen, wie scheußlich es war, Alkohol von sich zu geben und als sie fertig war, fühlte sie sich erst richtig elend. Langsam ging sie zum Auto zurück, die vorher weggeworfenen Pumps in der Hand.
Aus der Dunkelheit heraus hörte sie eine männliche Stimme fragen: „Na, geht’s jetzt besser?“ Sie schaute genau hin und erkannte Paul, diesmal nicht in Uniform, er hielt ihr eine Flasche Wasser hin. „Naja, etwas, danke“, antwortete sie, „Tut mir leid, ich steh‘ im Weg, fahr gleich weg.“
„Sicher nicht mehr heute Abend!“, entgegnete er bestimmt, ich bin dir seit du in das Waldstück eingebogen bist gefolgt. Hol‘ deine Sachen aus dem Auto, ich stell’s an die Seite und dann bring ich dich heim!“
„Aber aber es ist doch nur noch ein kleines Stück, das schaff ich schon“, versuchte Marie unglücklich ihn zu überzeugen, aber Paul war andrer Meinung. „Willst du das offiziell ablaufen lassen?“, bot er ihr an und beobachtete sie mit hochgezogener Augenbraue. Marie sah ihn entsetzt an, nur das nicht! In ihrem kleinen Dorf wusste jeder immer gleich alles und die Lehrerin betrunken aufgehalten, das würde für Tratscherei ohne Ende sorgen, ganz zu schweigen von den beruflichen Konsequenzen. Schnell nahm sie ihre Tasche aus dem Auto und setzte sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren in seinen Wagen.
Paul parkte ihr Auto sicher am Straßenrand. Er stieg um, gurtete sie und sich an und fuhr los. „Was du an Gewand zu wenig an dir hast, hast du an Alkohol zu viel in dir! Was hast du dir nur gedacht, in dem Zustand noch zu fahren?“, fuhr er sie an, bekam aber wie erwartete keine Antwort. Wenige Minuten später blieb er vor ihrem Haus stehen. Er öffnete ihr die Tür und wollte ihr heraushelfen, hatte aber die Rechnung ohne Marie gemacht. „Ich schaffs schon alleine, danke!“, fauchte sie ihn an. Zweifelnd sah er sie an, aber sie schaffte es tatsächlich. Auch den Schlüssel fand sie ganz alleine, was allerdings in der kleinen Handtasche nicht schwierig war. Damit ins Schloss zu finden, stellte dagegen schon eine gewisse Herausforderung dar. Ihre Hand zitterte so sehr, dass sie sich schließlich ohne Gegenwehr den Schlüssel abnehmen ließ. Paul sperrte auf und brachte sie ins Wohnzimmer. „Ich kann mich jetzt echt allein um mich kümmern, danke!“, brachte sie zitternd hervor und warf ihm einen trotzigen Blick zu.
„Du bist wirklich ein unglaubliches Wesen! Bringst kaum ein Wort heraus vor Zähneklappern, aber bist stur ohne Ende. Ich glaub dir nicht! Ab unter die heiße Dusche mit dir! Kannst du dich überhaupt alleine ausziehen?“, fragte er zweifelnd.
„Sicher, wag es nicht!“, rief Marie entsetzt und stürmte etwas wankend ins Bad. Kurze Zeit drauf hörte man schon das Wasser rauschen.
Paul kochte mittlerweile eine große Kanne Kräutertee. Er war gerade mit einem Tablett, Häferln und Tee unterwegs ins Wohnzimmer, da hörte er ein klägliches „Paul, kannst du mir kurz helfen bitte“ aus dem Badezimmer. Zum Glück war das Schloss mit einer Kindersicherung versehen und so konnte er es im Nu mit einer Münze öffnen. Drinnen saß Marie am Boden der Duschkabine: „Ich bin hingefallen und außerdem brauch ich meinen Bademantel..“ Schnell half er ihr auf, hüllte sie in den flauschigen Bademantel und kuschelte sie am Sofa im Wohnzimmer unter einer dicken Wolldecke ein. Er reichte ihr ein Häferl Tee, nahm sich auch eines und ließ sich ihr gegenüber in den gemütlichen Ohrensessel fallen.
Ruhe breitete sich aus und auch Maries Zähne hörten auf zu klappern. Dankbar nippte sie an ihrem Tee. Paul beobachtete sie mit ernstem Blick. „Du weißt schon, dass du dir da heute ganz schön was geleistet hast, nicht?“, hob er an. Marie starrte schweigend in ihren Tee, als wäre es eine Kristallkugel, die ihr die nahe Zukunft verraten würde.
„Ich bring‘ dich jetzt ins Bett und morgen reden wir noch einmal über die ganze Sache“, setzte Paul mittlerweile fort. „Am liebsten würde ich dich ja jetzt gleich übers Knie legen, aber an einer Alkoholleiche vergreif ich mich nicht. Außerdem will ich ja, dass du es ganz genau mitbekommst, wenn ich dir den Hintern versohl, dass es nur so raucht! Verdient hast du das allemal!“ Gespannt beobachtete er ihre Reaktion. Marie trank scheinbar ruhig ihren Tee aus, in ihrem Inneren herrschte aber Aufruhr. Paul seufzte, nahm sie am Arm, verfrachtete sie ins Bett und deckte sie fest zu. „Ich schlaf nebenan am Sofa, wenn was ist, ruf einfach, ja!“, ließ er sie wissen. Marie nickte nur stumm mit dem Kopf und verkroch sich noch tiefer unter der Decke. Tausend Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf, begleitet von den unterschiedlichsten Gefühlen. Hatte er ihr gerade wirklich und in komplett ruhigem Tonfall angedroht, sie übers Knie zu legen? Einfach so! Ob er das auch wirklich tun würde? Eine Welle der Erregung durchlief ihren Körper, aber bevor sie noch weiter nachdenken konnte, schlief sie erschöpft ein.
Aufgeweckt wurde sie am nächsten Morgen von einem unglaublichen Durstgefühl, gepaart mit deutlich spürbaren Kopfschmerzen. Auf ihrem Nachtkästchen fand sie neben ihrem Wecker („Was, schon 9 Uhr!“) einen Krug Wasser, eine Schachtel Aspirin und ein Glas. Gierig stürzte sie mehrere Gläser Wasser hinunter und ließ sich noch einmal in ihre Kissen zurückfallen.
Wie war das gestern noch einmal gewesen….langsam dämmerte ihr die ganze Geschichte. Er würde doch sicher nicht…das hatte er doch sicher alles nicht…“Paul!“, rief sie fragend. „Aha, die kleine Schnapsdrossel ist erwacht!“, meinte ein gut aufgelegter Paul beim Hereinkommen. Erstaunt starrte Marie ihn an: „Du bist ja wirklich da …und du bist ja widerlich wach und so gut aufgelegt!“, grummelte sie vor sich hin und rutschte wieder tiefer unter die Decke.
„Ja, ich hab erstaunlich gut geschlafen auf deinem Sofa und bereits meinen ersten Kaffee getrunken, mir kann’s nur gut gehen!“, erwiderte er. „Das Frühstück steht auch schon auf dem Tisch, aber ich denke, wir sollten davor noch aus der Welt schaffen, was die Freude dran trüben könnte, nicht?“, ernst sah er sie an. Unangenehm berührt wollte Marie noch tiefer unter der Bettdecke Zuflucht suchen, aber er nahm sie einfach an der Hand und dirigierte sie neben sich an den Bettrand. Geduldig wartete er bis sie sich ein Herz nahm und anfing alles zu erzählen, vom zu engen Kleid wo nichts Warmes drunter passte und den schicken aber zu leichten Pumps, vom vergessenen Mittagessen, von den vielen Versuchungen beim Herumgehen und schließlich von ihrem einzigen Wunsch nach Hause zu kommen.
„Wie kann ein einzelner Mensch so viele Dummheiten in Folge in so kurzer Zeit machen!“, dachte sie sich nachdem sie fertig erzählt hatte, aber das kleine Teufelchen in ihr begehrte noch einmal auf. „Trotzdem ich hätte es schon noch heim geschafft!“, murmelte sie kaum hörbar.
Da kam Bewegung in Paul und mit einem schnellen Griff hatte er sie über seinen Knien platziert. „Das ist doch unglaublich!“, donnerte er los, „Du hast es wirklich nicht begriffen, oder bist zu stur um zugeben zu können, was für Scheiße du da gestern gebaut hast. Aber kein Problem, da kann ich dir gerne helfen!“.
Marie war so überrascht, dass sie einfach nur da lag, allerdings nicht lange. Als sie den kühlen Luftzug auf ihren vom Bademantel und Nachthemd befreiten Bäckchen spürte, kam Bewegung in sie. Sie stemmte sich vom Bett hoch, aber er klemmte sie einfach fester unter und begann ihr mit fester Hand den Hintern zu versohlen. Links – Rechts – Links, immer abwechselnd klatschte es laut auf ihrer Kehrseite. „Au au au!“, schrie Marie überrascht, „Du spinnst ja, hör auf, das tut weh!“ So hatte sich das in ihrer Fantasie nie angespürt.
„Wirklich? Wie schön, dann mach ich ja alles richtig!“, Marie konnte sein Grinsen förmlich hören, “ Dass du dir den Tod hättest holen können so angezogen und voll mit Alkohol, das ist die eine Sache, aber dass du in dem Zustand noch ins Auto steigst, das geht einfach nicht!“ Sein Ärger flammte erneut auf und setzte sich gleich in seine Hand fort, die schneller und merklich fester zulangte! Auch Mariechens Jammern wurde eine Kadenz höher: „Au, au, hör‘ sofort auf, auuu! So schlimm war ich doch gar nicht! Es war ja gar nichts los auf der Straße!“, protestierte sie untermalt von immer lauter werdenden Schmerzensbekundungen. Paul hielt kurz inne: „Du bist wirklich unglaublich stur, weil, dass du zu dumm bist um den Ernst der Lage zu verstehen, das glaub‘ ich nicht. Deine Bäckchen haben auch schon einen schönen Rotton – zufrieden strich er drüber – aber gut, ich bin ja auch noch nicht fertig!“
Marie hatte sich in der kurzen Pause wieder ein bisschen gefasst und war wild entschlossen, ihren Widerstand aufrecht zu halten. Tief in ihrem Inneren allerdings flüsterte die kleine Stimme der Vernunft „Du weißt schon, dass er Recht hat, gell… gib’s doch zu!“, aber so weit war sie noch nicht.
Woher er plötzlich den Kochlöffel hatte, das war Marie ein Rätsel, dass er sein Werk aber ohne Hemmungen damit fortsetzen würde, das war ihr in der Sekunde klar, als der Löffel mit einem satten „KLATSCH“ zum ersten Mal auf ihrem Po landete, genau mittig, da, wo’s am meisten weh tat. „Ahhhhhhh!“, heulte sie auf, „Du bringst mich um!“ und mit erneuter Kraft versuchte sie ihr Hinterteil aus der Gefahrenzone zu bekommen. „Jetzt reichts aber meine Liebe, ich bring dich gar nicht um! Ich versuch nur, dir ein wenig Vernunft nahezubringen und das geht am besten über deine Kehrseite!“, erklärte er ihr und ließ den Kochlöffel noch ein wenig schneller auf ihren Bäckchen tanzen.
Panik kroch in Marie hoch, würde er denn überhaupt nicht mehr aufhören…ihr Hintern fühlte sich jetzt schon dreimal so groß an wie sonst und brannte und tat einfach unheimlich weh.
„Bitte Paul hör auf, ich hab’s kapiert!“, gab sie schließlich klein bei, „Ich fahr nie mehr betrunken, ehrlich!“.
Paul ließ den Kochlöffel sinken, vorsichtig streichelte er ihre tiefrote und glühend heiße Erziehungsfläche. „Hmmm…bist du sicher?“, wollte er wissen.
„Ja ja, ich schwörs, bitte!“, kam Maries Stimme eindringlich von unten herauf.
„Na gut, aber bei der nächsten Dummheit die du anstellst, findest du dich in genau dieser Position wieder!“, versprach er, half ihr auf, nahm sie auf den Schoß und schloss sie in die Arme. Die verschiedensten Gefühle durchströmten Marie, Erleichterung, dass es vorbei war, Scham, dass sie wie ein kleines Gör den Hintern voll bekommen hatte, gleichzeitig aber und auch genau deswegen eine erregende Hitze die von ihrer Mitte ausging. Verwirrt kuschelte sie sich an ihn, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und genoss dieses wunderbare Gefühl der Geborgenheit.
Eine großartige Geschichte – mein Favorit unter den Einsendungen. Die Figur ist toll entwickelt, inklusive der Hinweise, dass sie Spanking-Fantasien hat. Die Handlung finde ich absolut realistisch (bis nun ja …, aber deshalb sind wir ja alle hier). Vergehen und Strafe sind absolut angemessen. Du schreibst wirklich schön und hast auch die Perspektive komplett unter Kontrolle. Nur ein Satz fällt m.E. raus: „Gespannt beobachtete er ihre Reaktion.“ Hier sind wir ganz kurz in Pauls Kopf, was für mich nicht ganz passte. Aber das schmälert nicht den fantastischen Eindruck. Sehr, sehr gerne würde ich in Zukunft mehr von Dir lesen.
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Sehr schöne Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. Betrunken Auto fahren geht aber auch wirklich nicht. Als Grundschullehrerin mit Vorbildfunktion schon mal gar nicht!
Dein Schreibstil gefällt mir auch sehr. Gefreut habe ich mich auch über den kleinen süddeutschen (oder österreichischen ?) Einschlag.
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Ich kann auflösen, der Einschlag ist österreichisch 🙂
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Ich fand die Tour durch die Straßen wirklich witzig geschrieben. Irgendwie muss man sich schließlich warmhalten 😁
Wie bei den anderen Geschichten auch fand ich es ein schönes Details, dass Marie entsprechende Phantasien hatte und sich nachher zufrieden eingekuschelt hat. Ein Polizist ist natürlich der Klassiker, hier gefiel mir aber gut, dass er nicht genau beschrieben wird und man sich so seinen Lieblingspolizisten vorstellen konnte. Nur, dass Spencer Reid irgendwie nicht passte 😭 und ich bei Dorfpolizist immer an Dietmar Schäffer denken muss 😁
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Spencer Reid wäre hier wohl selbst mit der größten Phantasie der Welt eine mehr als unpassende Wahl 😂😂
Und Dietmar Schäffer kann und WILL ich mir nicht in dieser Lage vorstellen müssen!
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„Es war Nacht über Hengasch. Bär biss genüsslich von seiner Stulle ab. Seine Uniform saß aber auch wie eingelaufen!“
Doch, ich sehe da Potential für eine wirklich gruselige Gruselgeschichte 😁 (Alleine, dass du das auch kennst 😂)
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