8. Neue Erkenntnisse (Pirate Booty)

a/n: Heyhey, ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet. Ich hab mich gefreut, dass das neue Kapitel so gut bei euch ankam 🙂

Kleine Ankündigung an dieser Stelle: Bis Kapitel 10 wird der Nachschub bei Pirate Booty noch im wöchentlichen Abstand kommen, danach alle 14 Tage. Ich hoffe, es so hinzubekommen, dass an den freien Sonntage dann immer andere Geschichten kommen. Und jetzt… viel Spaß mit Ted und Lucy!

Auf dem Zimmer angekommen bot Ted ihr an: “Mach es dir auf dem Bett bequem… tut es sehr weh?”

Sie wirkte verständnislos. “Es ist ja rührend, wie du dich sorgst, aber ich schätze, mein wunder Hintern ist gerade unser kleinstes Problem.”

“Hey! Es war schon eine ziemlich heftige Tracht Prügel”, insistierte Ted. “Wie hast du das eigentlich geschafft, die so einzustecken?” 

“Ted, verdammt nochmal!”, rief Lucy aus. Er zuckte zusammen. “Du hast gerade ne Knarre an den Kopf von deinem ersten Steuermann gehalten und ihr habt euch beide zugesagt, euch bei einem Duell gegenseitig abzuknallen!” 

“Eigentlich wird bei einem Duell nur einer abgeknallt. Ziemlich unwahrscheinlich, dass…”

“Ist doch scheißegal! Du weißt, was ich meine!” 

Ted hielt inne. Ihre Panik überraschte ihn doch ein wenig. Sonst schien sie immer eine souveräne Lösung für alles parat zu haben. 

“Wieso läufst du überhaupt mit ner Waffe auf deinem eigenen Schiff rum?”, fragte sie dann.

“Ist das nicht offensichtlich? Die Crew akzeptiert mich nicht als Kapitän. Da muss man leider jeden Moment damit rechnen, dass jemand einem an den Kragen will. Außerdem könnte man ja auch jederzeit gekapert werden.”

“Scheiße! Warum hast du mir nicht gesagt, wie gefährlich das hier ist?!”

Das war hoffentlich gerade nicht ihr Ernst! Er sah sie mit einem Blick an, der die nur leise “Oh” machen und dann verstummen ließ. 

“Ich fand’s am Schlimmsten, wie er dich so widerlich belästigt hat. Ich schwör dir, sollte der irgendwas versuchen, hack ich ihm eigenhändig den Schwanz ab.”

“Was ist denn auf einmal in dich gefahren?”, fragte Lucy erstaunt. “Vorhin hast du nicht mal ein paar gerade Sätze für eine Rede zusammenbekommen. Ich hab dich schon als verlorenen Fall abgestempelt.”

Na danke auch, dachte er und sah sie dabei an. “Es ist meine Schuld, dass du hier festsitzt, also will ich auch dafür sorgen, dass dir keiner was Ekliges antut. Sowas wie eben wird nicht wieder vorkommen.”

“Ach Ted, entspann dich. Es ist wirklich okay. Viele Dinge sind deutlich schlimmer, als den Hintern versohlt zu bekommen. Wenn’s um sowas geht, brauch ich deine Hilfe nicht.” 

“Aber… es ist doch einfach nur demütigend! Da hängt man da vor der ganzen Mannschaft, erst einmal halbnackt und wird dann auch noch verhauen wie ein kleines Kind, das sich nicht benehmen konnte und darum die Konsequenzen gleich hier und jetzt zu spüren bekommt.” 

Sie zuckte mit den Schultern. “Ist dir das früher nie passiert?”

“Doch, eben! Deswegen weiß ich ja gerade, wie schrecklich das sein kann. Es tat schweineweh, viel mehr als man denkt und es war so unendlich peinlich…” 


“Dann weiß ich ja, was ich mit dir anstelle, wenn du mal richtig Mist gebaut hast und ich dir dringend eine Lektion erteilen muss”, zwinkerte Lucy. Was hatte sie da gerade gesagt?! Verdammt! Er spürte wieder, wie sein Gesicht heiß wurde.

“Allerdings musst du dafür erst einmal das Duell überleben. Das darf also nur an Land stattfinden, richtig?” 

“Ja. Allerdings habe ich keine Ahnung, ob Edgar wirklich so lange die Füße still halten wird. Was hält ihn davon ab, jetzt eine Meuterei anzuzetteln? Der Mist ist, die meisten der Männer haben nen Heidenrespekt vor ihm. Wenn er will, dass sie nach seiner Pfeife tanzen, tun sie das auch”, sprach Ted seine Gedanken laut aus. 

Lucy nickte. “Klingt alles soweit plausibel, ja…” 

Er sah sie erwartungsvoll an. “Also?” 

“Hast du schon mal nen Menschen umgebracht, Ted?” Das fragte sie mit einer gewissen Sorge in der Stimme. Er hatte nur keine Ahnung, um welche Antwort Lucy sich sorgte. 

“Naja… im Kampfgefecht hab ich mal aus Notwehr wen über Bord geschubst. Aber das ist wohl ne komplett andere Nummer, oder?”

“Ja. Das ist sie definitiv”, pflichtete Lucy bei. Noch immer schien sie nachdenklich. Sie schritt nun im Raum auf und ab. Ted verfluchte sich innerlich dafür, aber wenn sie ihm den Rücken zudrehte, musste er unweigerlich daran denken, wie sie unter den Röcken ausgesehen hatte… das war schon ein mehr als nur hübscher Anblick gewesen. Und er hatte heute Nacht sein Zimmer leider nicht für sich. 

Verdammt… heute Nacht… wer wüsste, was Edgar anstellen würde, wenn alle schliefen? Er könnte sich gewaltsam Zutritt zu seiner Kajüte verschaffen und wer würde ihn dann noch davon abhalten, ihn mit bloßen Händen zu erwürgen und Lucy auf seinem Leichnam zu schänden?

Ted legte die Hand an seinen Hals und schluckte. So schnell hatte er wohl noch nie eine schmutzige Phantasie loslassen müssen.

Sie sah ihn an und schien gerade ähnlich gedacht zu haben wir er. 

“Ted… ich sag’s nur ungern, aber wir müssen ihn so schnell wie möglich loswerden. Wir brauchen einen Plan. Und dafür brauche ich Infos. Was weißt du über ihn?” 

Sie redete also wirklich davon, Edgar umzubringen? Beziehungsweise wohl davon, dass Ted selbst ihn umbrachte. Denn so blass wie sie wurde, als sie das überhaupt nur aussprach, war sie dazu wohl eher nicht fähig. Die Frage war nur, war er das? 

“Mal überlegen… Er ist jähzornig und besitzt eine Menge Stolz. Ihm hat gar nicht gepasst, dass ich Kapitän wurde, da er echt eng mit dem Alten war…”

“Wow, Ted. Da sind ja echt eine Menge neuer Informationen dabei, die sich mir niemals aus dem soeben Geschehenen erschlossen hätten!”, sprach Lucy voller Sarkasmus. 

“Hey! Ich tu mein Bestes, ja?”, murrte er. “Moment, ich glaube er war genau wie Joe schon auf der Hangman’s Daughter, bevor es meinen Vorgänger gab. Die beiden müssten sich also wirklich gut kennen.” 

“Och ne… alles, nur nicht Anderthalb Augen-Joe befragen!”, stöhnte Lucy. Er wusste sofort, was sie meinte. Aber es half ja nichts.

“Ich glaube, wir haben wohl keine Wahl. Ich weiß, er redet viel wirres Zeug. Aber vielleicht ist ja irgendwas wirklich Brauchbares dabei.”

Lucy sah ihn mit einem Das glaubst du ja wohl selbst nicht-Blick an, nickte dann aber ergeben. 

“Ich hol ihn eben her. Sowieso keine Ahnung, wo der sich heute rumtreibt.”

“ Ich kann immer noch nicht fassen, dass du ausgerechnet ihn für die Entführung der Prinzessin von Spanien losgeschickt hast”, konnte sich Lucy gerade wohl nicht verkneifen. 

“Ich hab ehrlich gesagt nie so richtig mit Erfolg gerechnet. Ich hab gedacht, dann kommt er mal nen Abend raus und fühlt sich irgendwie wichtig. Das mit der Prinzessin wollte ich selbst erledigen”, stellte Ted klar.

“Ah. Noch eine Sache, in der ich dich unterschätzt habe”, gab Lucy zu. Er zuckte mit den Schultern. 

“Das geht vielen so, wenn sie mich kennenlernen. Ich geh Joe suchen.” Er eilte hinaus und sah sich auf dem Schiff nach dem Alten um. Wer wusste schon, wo der sich mal wieder hin verlaufen hatte.

Er fand Joe im Lager, wo er Fische nach Größe sortierte und fragte nicht lange, bevor er ihm befahl, mitzukommen. Wie es schien, hatte der Alte wirklich gar nichts von dem mitbekommen, was über Deck abgelaufen war. 

“Moment… ich hab’s gleich”, murmelte Joe. “Ich glaube, diese Dorade ist doch ein wenig größer als die Makrele.”

“Joe, wir haben gerade echt andere Probleme!”, fuhr Ted ihn ungeduldig an. “Komm jetzt!” 

Er musste allerdings füßetippelnd dabei zusehen, wie Joe die Fische fein säuberlich aufeinander legte und dann zufrieden nickte.

“Jaa… ich denke… so geht’s”

“Ist ganz wunderbar geworden, Joe”, pflichtete Ted bei. “Auf jetzt.”

“Ach. Was hast du es denn so eilig? Ein alter Mann kann auch nicht mehr so schnell auf seinen müden Beinen…”, Erklärte Joe. Ted hielt ihm beide Hände hin, um ihn hochzuziehen.

“Gehen wir zu Lucy.” 

Auf dem Weg zurück begegneten sie zwei der Matrosen, die Ted nur mit einem mitleidigen Blick ansahen, ehe sie weiterhuschten. Hey! Noch war er nicht tot! 

Er versuchte, Ruhe zu bewahren und riss die Tür seines Zimmers auf, damit Joe hineinkam. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, wäre er allerdings beinahe rückwärts durch den Türrahmen gefallen. Lucy kniete auf dem Bett, die Röcke hochgeschlagen und tupfte sich die noch immer tiefroten Bäckchen mit einem feuchten Tuch ab. Es tat wohl doch mehr weh, als sie hatte zugeben wollen. Kein Wunder. Die Färbung ihres Hinterns war beachtlich. 

Sie schreckte auf, als sie beide sah und ließ die Röcke fallen.

“Ich hätte anklopfen sollen”, entschuldigte Ted sich. 

“Du hast ja ohnehin nichts Neues gesehen. Schon gut”, seufzte Lucy. “Joe, hey. Ich bin es, Lucy” Sie trat ziemlich nah vor sein Gesicht. “Das Mädchen, das du für die Prinzessin von Spanien gehalten hast. Du weißt noch?”

“Was soll das? ich bin ja wohl nicht verkalkt!”, empörte Joe sich. 

“Hat Ted dir schon erzählt, was passiert ist?”, fragte sie, statt mit ihm zu diskutieren. 

“Noch nicht. Lass uns ihm erst einmal die Fragen stellen”, erwiderte Ted, der ganz genau wusste, würden sie Joe jetzt Details von zuvor erzählen, würde er sich wahrscheinlich nur in wirren Erzählungen über Prügelstrafen und ihrer Wichtigkeit verlieren. 

“Was? Was erzählen? Welche Fragen?” Joe sah zwischen beiden hin und her. 

“Es geht um Edgar, den ersten Steuermann”, erklärte Ted. “Du kennst ihn doch schon lange, nicht?”

“Edgar? Oh ja… ja. Ein übler Kerl. Meine Kameraden und ich haben früher immer gesagt: Der Kerl hat keinen guten Knochen in seinem Körper. Und jeder, der noch einen hat, dem bricht er ihn, ohne mit der Wimper zu zucken.”

Das waren ja rosige Aussichten. Lucy warf Ted einen besorgten Blick zu. 

“Das war glaub ich 1673, da bin ich ihm mal blöd gekommen, als wir auf dem Weg nach Panama n kleines Schiff überfallen hatten und ich wollte, dass wir die Beute fair aufteilen… Nein… nein, Moment, 73 hatte ich glaub ich mal für n Jahr ne Pause eingelegt, weil ich ne Geliebte auf dem Festland von Spanien hatte. Jaaha, ihr mögt’s vielleicht nicht glauben, aber im alten Joe steckte damals ein echt fescher, junger Mann. Da haben die Mädchen sich gleich zweimal umgedreht, wenn ich so lang gegangen bin. Ich hatte da aber auch so einen feschen Hut, dem hab ich einem Seeräuber in Malaga…”

Oh nein! Es war wieder ein Joe-Redeschwall. Wenn sie auch nur irgendeine Information bekommen wollten, musste der dringend unterbrochen werden. Lucy wirkte schon resigniert, während er versuchte, zu sortieren. Der Anfang war ja recht vielversprechend gewesen. 

“Also du hattest mal Stress mit Edgar wegen der Beute”, fiel er Joe ins Wort- das Einzige, was einem in den meisten Fällen blieb.

“Jep. Was denkst du, warum ich nur noch ein Auge hab?!”, sprach er bedeutungsschwanger.

Ah. Inzwischen vielleicht die dreißigste Version, die Ted gehört hatte.

“Aber ich dachte, die kalte Seeluft hätte…”, setzte Lucy an. 

“Stell… keine… Fragen… über… das… Auge”, wisperte Ted ihr eindringlich zu. Sie nickte. 

“Also, wieder nichts wirklich Neues, oder?”, seufzte sie. “Er ist gnadenlos, er schreckt auch nicht davor zurück, Kameraden fertigzumachen und er schändet gerne Frauen.”

“Er hasst Frauen”, erklärte Joe. “Die dürfen bei ihm nicht mal den Mund aufmachen. Wir waren mal an der Küste von Nordasien, da gab es ein Barmädchen…” 

“Okay! Danke, Joe! Ich will jetzt nicht hören, wie dieser riesige Kerl einem Barmädchen das Genick gebrochen hat!”, erklärte Lucy nervös. Joe schaute sie mit einem Blick an, als wollte er “Schade” sagen. 

“Also war er auch nie mit Frauen zusammen und hat sie nur benutzt, zum seine Lust zu befriedigen?”, fragte Ted grübelnd. Wenn er sich recht entsinnen konnte, war Joe nie in die Amüsierschuppen mitgegangen, die William, der vorherige Kapitän so gerne besucht hatte. Dabei waren die beiden immer so dicke gewesen. 

“Ach nein. Nein, nein. Ich glaub er mag wirklich keine Frauen. Auch in so ner Hinsicht nicht.” 

“Und Jungs?”, fragte Lucy ganz direkt. 

Joe schien nachzudenken. “Also… ich kann’s nicht so genau sagen, das nicht. Aber wenn ich mich recht entsinne, als wir 1681 diese kleine Insel in Asien besucht haben, da hat er sich so nen Kerl mitgenommen. So nen schmächtigen. Der hat n paar Wochen bei uns auf dem Boot mitgewohnt. Konnte kein Wort von dem verstehn was egal wer von uns gesagt hat. Irgendwann ist er einfach weg gewesen. Über Bord gegangen vielleicht, ja. Wisst ihr, als ich mal fast über Bord gegangen bin? Das war weitaus weniger spaßig, weil das Wasser vor Haien nur so gewimmelt hat!”

Ted nahm mit Lucy einen Schritt Abstand, damit sie sich trotz Joes ununterbrechbarem Geplapper unterhalten konnten. 

“Denkst du das Gleiche, was ich denke?”

“Ja… der wollte mich wirklich nicht, weil er mich heiß findet! Das höchste der Gefühle ist dann noch ein Arschfick… na vielen Dank auch!”

Ted sah sie verständnislos an. “Ist das gerade dein Ernst?” 

“Ich finde das ziemlich respektlos”, erklärte Lucy. “Sex um mich zu demütigen, okay. Aber wenn nicht mal er wirklich Befriedigung draus zieht…” 

“Er ist also vom anderen Ufer”, sagte Ted, nicht zuletzt, um nicht weiter dieses seltsame Thema anschneiden zu müssen. 

“Und er steht auf hilflose, schmächtige Kerle”, ergänzte Lucy. “Du wärst also voll sein Typ.” 

“Hey!”, beschwerte sich Ted. Wie gemein einfach… 

“Okay, ich geb zu es ist nur ein Strohhalm und sehr riskant obendrein… aber denkst du, du wärst in der Lage, ihn zu verführen?”

Ted schnappte nach Luft “Ich… was?!” Ihm wurde heiß und kalt zugleich. 

“Das ist vielleicht unsere einzige Chance”, erklärte Lucy halblaut. 

Er wusste, sie hatte vermutlich recht. Dennoch war das das Schrecklichste und Demütigendste, das er sich nur hätte ausmalen können… 

9 Kommentare zu „8. Neue Erkenntnisse (Pirate Booty)

  1. Das war jetzt wirklich eine unerwartete Wendung, aber damit hast du mir gerade schön ein Lachen ins Gesicht gezaubert.

    Insgesamt ist das eine sehr schöne neue Reihe.

    Liebe Grüße

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  2. Wieder eine spannende Wendung! Mir gefällt an der Reihe neben den vielschichtigen Charakteren, dass man wirklich nicht vorrausahnen kann was als nächstes passiert.

    Ich finde es übrigens überhaupt nicht schlimm wie Josie zu sein. Da haben wir eben alle unsere eigenen Phantasien 😉 Ich persönlich brauche da schon ein bisschen Gemeinheit und Undurchsichtigkeit, jemand wie Jeff ist mir zu langweilig und nicht draufgängerisch genug 😅

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    1. Na so muss es sein, ich überrasche sehr gerne 🙂

      Nein, hab ich auch nicht so aufgefasst, nur keine Sorge. Er ist wohl eher so der Daddy-Typ zum Fallenlassen und Wohlfühlen, also draufgängerisch eher nicht, das stimmt.

      glg

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