1.1 Welcome to America Part 1 (Josie in Texas)

a/n: Hello, whatsup und herzlich willkommen zu einer neuen Reihe auf meinem Blog. Es ist ein Ableger der Josie-Story, da mein letztes Kapitel mich so sehr dazu inspiriert hat, noch mehr über Amerika zu schreiben. Ich habe viel mit mir gehadert und auch Meinungen eingeholt, wie ich in dieser Story das Thema „Sprache“ lösen soll. Hier kommen Charaktere vor, die sprechen nur englisch, Josie ist Deutsche, Jeff und sie sprechen die meiste Zeit deutsch miteinander. Es war einfach seltsam, die ganze Zeit zu schreiben „Sie sagte auf deutsch“ „Er sagte auf englisch“, also bin ich dazu übergegangen, einige Dialoge in englisch zu schreiben.

Am Ende der Geschichte ist das Kapitel noch einmal komplett auf deutsch verlinkt.

Die Sonne brannte auf das Wagendach. Josie wischte sich den Schweiß von der Stirn.

“ Ist das heiß“, seufzte sie.

„If you don’t like the weather, wait a minute“

Josie sah irritiert zu Jeff herüber „Was willst du mir denn damit sagen?“

„Das ist n Sprichwort hier in Texas. Hier ist das Wetter so wechselhaft, da weiß man nie was als nächstes kommt. Also, wenns dir nicht passt, warte nur nen Moment und es kann komplett anders sein“

„Ach so“, seufzte Josie. „Ich hoffe du hast Recht, diese Hitze ist nämlich echt nicht mein Ding.“

„Naja heiß ist es hier schon öfter. Ich hatte dich gewarnt“, merkte er an.

Sie zupfte ihre kurze Shorts zurecht und seufzte etwas. „Ja… Ja ich weiß. Naja wir sind in Texas. Texas, USA! Das ist irgendwie schon krass genug, ich sollte nicht meckern, oder?“ Sie lächelte verstohlen in seine Richtung und er erwiderte das Lächeln und strich mit der Hand, die er nicht am Lenkrad hatte, über ihren Oberschenkel. Vier Wochen würden sie hier verbringen, zwei davon um den Bundesstaat zu erkunden, danach war eine Rundreise die Ostküste entlang geplant.

Nach einem gefühlt ewigen Flug und einer Nacht im Hotel saßen sie nun im Leihwagen um von Austin nach Kingsland zu fahren, Jeffs Heimatort, an dem seine Eltern noch heute lebten. Sie konnten bei ihnen bleiben so lange sie wollten, Jeff hatte ihr erklärt, dass ihr Haus zwar alt und sicher etwas antiquiert, aber dafür riesig war. Nun fuhren sie bereits seit etwas mehr als 5 Stunden und Josie wusste, dass es nicht mehr weit sein konnte.

Sie war aufgeregt. Mehr als nur ein bisschen. Es war immer ein komisches Gefühl, die potenziellen Schwiegereltern zu treffen, aber dadurch dass ihr Freund ein mehr als gestandener Mann von 50 Jahren war, war es auch noch ein wenig skurill. Wie fanden sie wirklich, dass er eine 20 Jahre jüngere Freundin hatte? Jeff hatte einige Male erwähnt, wie konservativ sie waren und dass sie traditionelle Werte vertraten. Er war immerhin geschieden und nun mit ihr zusammen, missbilligten sie das womöglich und wünschten sich, er würde wieder zu seiner Exfrau zurückfinden? Wie so oft fehlte es Josie in diesen Situationen an dem nötigen Mumm, um gebührend nachzubohren.

Außerhalb des Wagens erstreckte sich die Landschaft von Texas, die sich kaum und dann auch wieder ständig änderte. Es schien nur wenig mehr zu geben als die Wildnis mit hier und da einer Tankstelle und dahinter einer Reihe von Fast Food-Restaurants, dahinter ein paar vereinzelten Häusern und dann wieder nichts außer Straße, Erde und ein paar Tupfern Grün.

„Können wir nochmal die Regeln durchgehen?“, fragte Josie. Sie merkte, wie ihre Nervosität wuchs.

„Es sind viel eher meine persönlichen Empfehlungen an dich als wirkliche Regeln, hm?“, merkte Jeff freundlich an. Da konnte er in anderen Momenten noch so streng sein, wenn er spürte, dass sie unsicher war, wusste er sie wirklich verdammt gut aufzufangen.

„Okay aber du weißt, ich bin die Queen of Fettnäpfchen“, erklärte sie besorgt und pustete sich eine Locke aus der Stirn. „Ich fände es ganz schrecklich wenn ich es direkt versaue und deine Eltern mich dann nicht mehr ausstehen können. Bitte, wenn ich mich irgendwie daneben benehme, sag es mir sofort!“

„Sofort?“, wiederholte er sicherheitshalber. Wie er sie dabei ansah und die Braue hob machte sie ein wenig kribbelig.

„Ja, bitte. Wie daheim auch, ja? Ich meine, wenn sie so… traditionell sind, finden sie das bestimmt nicht schlecht.“

„Das sind ja ganz neue Töne“, bemerkte Jeff durchaus amüsiert. Ja, sonst bestand sie vor allem außerhalb der eigenen vier Wände darauf, dass sie eine emanzipierte Frau war und ihm quasi nur ab und zu gehorchte, weil sie beide Spaß daran hatten, wenn er sie auf diese gewisse Art und Weise korrigierte. Sie wollte sich ja auch weiterhin im Ernstfall ganz sicher nicht ihr Leben diktieren und alles gefallen lassen, aber vielleicht wäre hier in Texas bei seinen 70-jährigen Eltern die Rolle „gehorsame Frau“ doch eine irgendwie… einfachere.

„Wir probieren es aus“, beschloss Josie also. „Und jetzt sag schon, wie war das noch gleich?Ich spreche sie mit „Ma’am‘ und ‚Sir‘ an, selbst wenn sie sich mir mit Vornamen vorstellen sollten, richtig?“

„Genau“, stimmte Jeff zu, dessen Grinsen Josie nun irgendwie erst recht in Unruhe versetzte. Sie fühlte sich ein wenig auf den Arm genommen, sie wusste genau, was er dachte! Er glaubte nicht, dass sie diese von ihr vorgeschlagene Rolle spielen und den Mund halten könnte, wenn es drauf ankam. Na, sie würde ihn schon Lügen strafen!

„Außerdem können sie Kraftausdrücke kein bisschen ausstehen, also achte auf deine Ausdrucksweise.“

„Mhm“, machte Josie, herrje, allein das würde ihr mit Sicherheit schwer fallen.

„Generell kommt es gut an wenn du Hilfsbereitschaft zeigst und im Haushalt zur Hand gehst, aber das werde ich natürlich auch tun“, erklärte Jeff weiter, naja, wenn sie bei ihm war, machte er jedenfalls erhelblich mehr Hausarbeit als sie, daher glaubte sie ihm das sofort. Aber ob das so gut ankommen würde?

„Ich mach das mit dem Haushalt schon. Halt du dich da besser raus“, erklärte Josie eifrig.

„Schatz, wir machen keine Zeitreise ins Jahr 1950“, erklärte ihr Freund lachend. Sie kniff ihm dafür nun ihrerseits ins Bein.

„Ich will doch nur alles richtig machen!“

„Sei vor allem du selbst. Du bist bezaubernd, sie werden dich lieben“, erklärte er. Ach, wenn sie ihm das nur so einfach glauben könnte…

„Aber eines noch, sie sind wie die meisten Amerikaner sehr gläubig. Religiös sind hier nicht nur ein paar Spinner mit selbstgestrickten Wollpullis sondern fast jeder. Also bitte pass auf, dass du nichts gotteslästerliches sagst und dich respektvoll dieser Thematik gegenüber verhältst.“

„Natürlich werde ich respektvoll sein!“, sprach Josie schon halb empört. „Versteht sich doch von selbst.“

„Na siehst du“ Jeff lächelte ihr aufmunternd zu. „Dann werden wir auch keinerlei Probleme bekommen.“

„Werden wir ja auch nicht“, erklärte Josie entschlossen.

„Es ist jetzt auch wirklich nicht mehr weit. Das dort vorne ist Kingsland, von dort aus fahren wir noch etwa eine halbe Stunde raus zu meinen Eltern.“

Josie nickte und versuchte auf die letzten Kilometer so viel von der neuen Umgebung in sich aufzunehmen wie sie nur konnte. Was für ein Abenteuer! Und das noch mit dem Mann den sie liebte. Besser ging es doch eigentlich gar nicht.

Schließlich, einige Maisfelder später, passierten sie eine Farm und nur wenige Meter hinter dieser bog Jeff in den schmalen Feldweg. Josies Herz hämmerte gegen ihre Brust als sie einem großen, weiß gestrichenen Holzhaus mit dunkelbraunem Dach entgegen fuhren. Genau so hatte sie sich eine Südstaatenvilla vorgestellt.

„Es ist wunderschön“, erklärte sie ihrem Freund begeistert, dessen Antwort ein Lächeln war. Er parkte den Wagen direkt vor der ausladenden Terrasse. Noch ehe sie richtig ausgestiegen waren, öffnete sich die Haustür.

Als erstes kam Jeffs Mutter zum Vorschein, eine zierliche, kleine Frau, die eine Bluse und einen knöchellangen Rock trug und die ihr graues Haar zu einem Zopf geflochten hatte. Sie war braungebrannt, wie man es mitten in Texas erwarten sollte. Für ihr Alter bewegte sie sich beeindruckend schnell voran.

„My boy!“, lächelte sie, während dieser sie herzlich umarmte. Josie blieb mit etwas Abstand stehen, da sie ihnen selbstverständlich ihren vertraulichen Moment für sich geben wollte. Immerhin war dieses Familientreffen geschuldet der Entfernung eine Seltenheit. Ein bisschen süß fand sie es ja schon, dass Jeff auch mit über 50 bei seiner Mutter immer noch ihr „boy“ blieb. Manche Dinge legte man wohl nie ab.

Noch während sie so da stand, trat eine weitere Person aus dem Haus, im ersten Augenblick hätte sie fast glauben können, es sei Jeff selbst. Doch als der Mann näher kam, erkannte sie eindeutig, dass es ein älterer Herr war. Auch sein Haar war tiefgrau, jedoch noch immer voll. Er trug eine Jeans und abgetragene Lederstiefel sowie ein kariertes Hemd. Im Gegensatz zu Jeff hatte er den Schnurrbart nach den 80ern wohl nicht abgelegt. Der fremde Mann, der mehr nach einem Texaner nicht hätte aussehen können- es fehlten nur noch Lasso und Cowboyhut- trat unverwandt auf sie zu.

„You gotta be Josie“, sprach er mit einem Lächeln auf den Lippen. Sein Akzent machte es ihr zugegebenermaßen etwas schwer, ihn zu verstehen, dabei sprach sie eigentlich fließend englisch.

„Exactly, I’m Josie“ nickte diese und schüttelte die dargebotene Hand etwas verlegen. „Sir!“, warf sie dann noch hinterher als es ihr wieder einfiel. Der ältere Herr hatte das selbe einnehmende Lachen wie sein Sohn. Das nahm etwas Spannung aus der ungewohnten Situation. Direkt fühlte sich Josie weniger nervös.

„Call me Jack“, erklärte er dann schlicht. Josie nickte.

„Alright, you already got to know each other“, stellte Jeff neben ihr fest und umarmte dann seinerseits seinen Vater herzlich.

„Mom, that’s Josie“, stellte er dann noch einmal gebührend vor. Auch seine Mutter lächelte und reichte ihr die Hand. Von ihr hatte Jeff eindeutig diese hübschen, dunklen Augen.

„I’m Nancy, nice meetin you. Jeff told a lot ‚bout you.“ Sie knatschte eindeutig weniger texanisch beim Sprechen. Oder sie gab sich Mühe, Josie zuliebe artikuliert zu sprechen.

„He did?“, fragte sie und hätte sich doch sehr interessiert, was denn so alles erzählt worden war. Allerdings lächelte die ältere Dame nur milde.

„Come on in, you have to be exhausted from all the driving. I made us some lemonade.“

Josie lächelte verzückt. Sie fühlte sich wie in einem Hollywoodfilm. „Thanks, Ma’am“, brachte sie so anständig sie konnte hervor. „Shall I help pouring the drinks?“

„That would be lovely“, gab Nancy zurück. Josie schenkte Jeff ein eifriges Grinsen, ehe sie der Gastgeberin folgte. Die beiden erschienen supernett und aufgeschlossen und kein bisschen antiquiert. Sie hatte sich das ganze wirklich deutlich stressiger vorgestellt, aber wenn man mit so offenen Armen empfangen wurde, konnte es ja nur gut werden.

***

Die kühle Limonade war genau das richtige nach der langen Fahrt. Nur war Josie doch erstaunt, dass das Haus klimatisiert zu sein schien. Schließlich sah es nicht sehr neumodisch aus, mit den dunklen, teilweise eindeutig antiken Holzmöbeln, den selbstgewebten Teppichen und den photorealistischen Bildern von Prärien und anderen Landschaften an der Wand. Sie begann in ihrer kurzen Shorts jedenfalls recht schnell zu frieren.

Während sie sich erst einmal in nicht nur einer Hinsicht aklimatisieren musste, unterhielt sich Jeff neben ihr ausgelassen mit seiner Mutter, die auf dem Sessel genüber saß. Sein Vater stand etwas abseits und rauchte aus dem Fenster heraus Pfeife. Wieso er dafür nicht auf die riesige Veranda ging, war Josie zwar schleierhaft, doch sie würde ganz sicher nicht die Sitten ihrer Gastgeber in Frage stellen.

„Boy, I cooked your favourite Chili for dinner. Josie, do you like Chili?“

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen und erwiderte etwas verzögert „Oh. Sure, I do. If it’s not too hot“

Die ältere Dame lächelte milde. „I’ll serve it to you with a glass of milk, just in case“

Josie wurde ein wenig rot um die Nase. Wenn sie das so sagte, fühlte sich wie ein kleines Kind, das solche Gerichte noch nicht ab konnte.

„No, that’s alright“, warf sie darum eilig ein. „If you need help with anything else…“, fügte sie dann hinzu, weil sie nicht sicher war, ob es jetzt unhöflich gewirkt hatte, das Angebot auszuschlagen.

„Nevermind, everything’s already prepared. The two of you look exhausted. Why don’t you rest a bit until dinner time?“

Josie warf ihrem Freund einen Blick zu, der tatsächlich noch ein wenig müder wirkte als sie sich fühlte. Kein Wunder nach all der Fahrerei.

„That wouldn’t hurt, Mom“, nickte er und ergriff Josies Hand. Diese ließ sich nur zu gerne von ihm mitziehen. Immerhin war sie auch neugierig, wo sie übernachten würden.

„See you later, thanks for everything“, sagte Jeff noch zu seiner Mutter und küsste ihre Wange zum Abschied.

„Oh come on“, erwiderte diese gerührt. „No need to thank me for that. See you later“

Josie nickte ihr noch einmal zu und rief ebenfalls ein „Thank you!“ aus, gerade als sie den Treppenabsatz schon erreicht hatten. Die ältere Frau wirkte amüsiert und hob nun einfach noch einmal die Hand zum Abschied.

Puh. Das erste Kennenlernen war überstanden.

„Du bist wirklich nervös, was?“, fragte Jeff neben ihr, als sie die erste Treppe genommen hatten. Ihr Zimmer befand sich im zweiten Stock.

„Ja, ein bisschen“, gab Josie zu. „Aber sie sind sehr nett, deine Eltern. Ich mag sie jetzt schon.“

„Jetzt trag doch nicht so dick auf“, lachte Jeff und Josie verzog eine Spur beleidigt das Gesicht. Na bitte, dann eben nicht!

„Ich wüsste jedenfalls etwas, das dich entspannen würde“, raunte er an ihr Ohr, gerade als sie das Ende der zweiten Treppe erreicht hatten. Sie spürte sofort, wie eine feine Gänsehaut ihren Körper überzog. Dieser Mistkerl hatte es ziemlich leicht mit seiner Wirkung auf sie und das wusste er auch. Dennoch patschte sie ihn eilig weg von sich.

„Hör auf! Wir sind im Haus deiner Eltern, wir werden hier ganz bestimmt nicht irgendwas anstellen!“, flüsterte sie verschwörerisch, was ziemlich überflüssig war wenn man bedachte dass sie zwei Stockwerke von soeben erwähnten entfernt waren und obendrein deutsch miteinander sprachen.

Er grinste und hob dabei eine Braue. „Du willst zwei Wochen enthaltsam verbringen? Wozu? Das Haus ist doch riesig, hier oben werden sie keinen Ton von uns hören.“

„Und wenn deine Mutter uns Wäsche bringen will oder… irgendwas? Für dich ist das normal, klar, du bist hier aufgewachsen, aber ich fühl mich nicht wohl mit dem Gedanken“, erklärte sie ihm ernst. Da meinte man doch, man hätte bei einem etwas älteren Freund weniger Probleme, ihn sexuell im Zaum zu halten, aber ihr Ex wäre damals mit Mitte 20 im Traum nicht auf ein derart unmoralisches Angebot gekommen.

„Okay Schatz“, erwiderte er prompt. „Wenn du dich nicht wohl fühlst, verstehe ich das. Willst du duschen?“ Mit diesen Worten zog er sie zu einem Zimmer, das sich nach Öffnen der Tür als Badezimmer entpuppte.

„Oh… ja, vielen Dank“ Sie war ein wenig überrascht, dass er so schnell einlenkte, aber auch erleichtert. Er war wirklich ein anständiger Kerl, ihr Freund. Mit einem Lächeln ließ sie sich ein Handtuch von ihm geben und genoss wenig später die erfrischende Dusche.

Auch das Ausruhen tat wirklich gut, eng aneinander gekuschelt lagen sie zusammmen auf dem unnötig breiten Bett und dösten so eine Weile vor sich hin. Alles war noch fremd, aber sie mochte es hier wirklich. Es fühlte sich so sehr nach Jeff an und das konnte einfach nichts Schlechtes sein.

Gegen 19 Uhr schlüpften sie beide schließlich in frische Klamotten, bei Jeff war es ein schlichtes Hemd und eine Jeans, sie entschied sich für einen gepunkteten Rock, der ihr etwa bis zur Mitte des Oberschenkels reichte und eine ärmellose weiße Bluse, die Haare band sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen.

„Du siehst ja aus wie ein Rockabilly-Girl“, lächelte Jeff, umarmte sie von hinten und küsste ihre Wange. Auch sie grinste. „Erwischt. Ich will mich doch auch etwas amerikanisch fühlen.“

„Das wirkst du total“, bestätigte Jeff, wobei sie nicht ganz sicher war, wie ernst er das meinte, dann gab er ihr einen Klaps hintendrauf. Sie machte einen kleinen Hüpfer.

„Meinst du, deine Eltern finden das okay?“, fragte sie besorgt.

„Na klar doch. Komm, wir gehen mal sehen wie weit das Essen ist, hm?“

Das Essen stand bereits zum Warmhalten auf dem Herd, das Brot lag im Backofen. Sobald Jeffs Mutter sie beide erblickte, packte sie alles geschäftig auf den großen Esszimmertisch.

Josie versuchte der älteren Dame zur Hand zu gehen, doch diese lehnte die Hilfe dankend ab und sprang stattdessen eifrig von A nach B bis alles bereit stand und sie essen konnten.

Das Chili war tatsächlich ziemlich scharf. Schon nach dem ersten Löffel voll begann ihr Mund heftig zu brennen. Doch die Blöße, wie ein Kind ein Glas Milch hingestellt zu bekommen, wollte sie sich dennoch nicht geben. Also setzte sie ihr bestes Pokerface auf und biss kräftig ins Brot.

„Sorry Darling, but we usually pray before eating“, murmelte Jeff ihr zu und erst jetzt bemerkte sie, dass sie die einzige war, die aß. Sie spürte, wie ihr vor Verlegenheit noch heißer wurde als nur von der Schärfe des Essens. Jetzt hielt sie die Klimaanlage doch für eine sinnvolle Investion.

„Ups“, machte sie und lachte verlegen. Niemand lachte mit, das fand sie schon mal ziemlich blöd. Fehler konnten jedem passieren und so wichtig konnte dieses Gebete ja nun auch wieder nicht sein, oder?

Jeffs Vater verschränkte die Hände ineinander und begann, Gott für das Essen, für den Besuch seines Sohnes, ihr wundervolles Haus und ihre tadellose Gesundheit zu danken. Josie wusste nicht so richtig, wie sie reagieren sollte. Die Hände ebenfalls zu verschränken kam ihr heuchlerisch vor, sie war schon vor ein paar Jahren aus der Kirche ausgetreten. Die ganze Situation war einfach nur unangenehm und sie konnte gar nicht abwarten, bis sie endlich vorbei wäre.

„Amen“, sprachen Jeff und seine Mutter am Ende des Gebetes mit und Josie murmelte „Jaja, Hare Krishna, heil Satan, können wir jetzt essen?“

Sie dachte, sie hätte das wirklich leise und eher zu sich gesagt, aber mitten in die Stille des Gebetes herein war es wohl doch für alle im Raum gut hörbar gewesen und obendrein gab es Dinge, die musste man vielleicht gar nicht übersetzen, um sie verständlich zu machen. Im selben Moment, in dem Josie das klar wurde, rutschte ihr das Herz in die Hose.

„What did you just say?“, harkte nun Jack als erster nach, jetzt war Josie auf jeden Fall klar, woher Jeff diesen autoritären Tonfall hatte. In was war sie nun nur wieder reingeraten…

Fortsetzung folgt…

Um den Lesern, die kein Englisch verstehen, den Lesefluss zu erleichtern, hier die komplett deutsche Version:

2 Kommentare zu „1.1 Welcome to America Part 1 (Josie in Texas)

  1. Oh, Josie, gerade ein paar Stunden da und schon (selbst eingebrockten) Ärger am Hals…

    Jedenfalls gibt es von mir zwei Daumen hoch dafür, die Geschichte zweisprachig auszulegen. Ich habe z.B. bei TV-Serien gemerkt, dass es für mich den Realismus deutlich steigert, wenn die Charaktere ihre jeweilige Sprache sprechen, statt alle Deutsch oder Englisch. Leider trauen sich die wenigsten, vermutlich weil sie denken, das könne den Zuschauer/Leser abschrecken. Bei mir ist es genau das Gegenteil.

    Gefällt 1 Person

    1. Hey, ja, sie hat es mal wieder geschafft. Sie hat es ja selbst schon vermutet, in ein Fettnäpfchen zu treten, aber so schell dachte sie wohl auch nicht dass das gehen würde.
      Freut mich riesig, dein Feedback zur Zweisprachigkeit. Ich kann das nur unterschreiben, bei manchen Serien und Filmen ist auch der ganze Sinn entfremdet, sobald man die Zweisprachigkeit rausnimmt (Siehe die Barszene in Inglorious Basterds, in der Michael Fassbender angeblich komisch deutsch spricht, obwohl er es in der deutsch synchronisierten Fassung de facto nicht tut…. ich schweife ab!)
      Danke dass du mir geschrieben hast und glg,
      rbg

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