12. Autofahrt und Dinner (Josie & Jeff)

„Wie, du hast kein Bluetooth in deinem Auto eingerichtet?!“, fragte Josie fassungslos. Er hatte diesen supermodernen Sportwagen mit HD-Soundsystem und außer eines alten Motley Crüe- Albums hatte sie hier drin keine Musik gefunden. Und dann hörte er nicht mal übers Smartphone Musik? „Was hörst du denn?“

„Na Radio“, erklärte er, während er den Wagen sicher über die Straßen lenkte.

„Radio? Aber jetzt mal ehrlich, es gibt doch nichts Größeres, als seine Lieblingsmusik laut aufzudrehen und beim Autofahren voll abzugehen.“

„Solange du dabei auch auf die Verkehrssicherheit achtest“, warf er gleich mahnend ein. Ach Gott, er war mehr Daddy als ihr eigener Vater.

„Ja, aber sicher“, versprach sie und fummelte dabei an den Einstellungen herum. Innerlich fühlte sie sich, als könnte sie gerade platzen vor Freude. Ihr Hintern brannte nicht mal mehr so schlimm, weil sie wie beflügelt auf Wolken schwebte. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. Und wenn er etwas sagte, war darauf Verlass. Es hatte aus seinem Mund auch noch so selbstverständlich geklungen, das war das beste daran. Nicht wie diese große Sache, die sie jetzt daraus machte sondern einfach nur wie eine Tatsache.

„Ha…. da haben wir’s doch“, wählte Josie ihr Handy aus, wechselte noch ein paar Einstellungen. „Musikwünsche? Sonst mach ich meine Playlist an.“

„Mach nur an, was du magst, Schatz“, warf er großmütig ein, er war aber auch ein sehr konzentrierter Fahrer.

„Okay“, tat sie ebendies. „Oh Billie Eilish ist der Knaller.“

Er warf ihr einen kurzen ‚Wer?‘-Blick zu und sah dann wieder zur Straße. Sie bewegte sich zur Musik mit, die sie gleich lauter drehte und sang ausgelassen mit.

So you’re a tough guy
Like it really rough guy
Just can’t get enough guy
Chest always so puffed guy

I’m that bad type

Make your mama sad type
Make your girlfriend mad tight
Might seduce your dad type
I’m the bad guy“

Noch während sie so sang, wurde ihr klar, dass das eine irgendwie unangenehme Situation war. Wenn man mit einem Kerl um die 50 englischsprachige Lieder hörte, standen die Chancen, dass er nicht auf den Text achtete, ja ganz gut. Wenn dieser besagte Kerl allerdings Amerikaner war und sie in seiner Muttersprache lauthals etwas über harte Kerle gröhlte, die es am liebsten sehr hart mochten und dass sie den Vater anderer Leute verführen wollte… ganz andere Nummer.

Sie schaltete dann doch etwas verlegen aufs nächste Lied. Oh, Believer von den Imagine Dragons, das war ein guter Song! Sie summte mit und machte beim Refrain dann erst richtig mit.

Seeing the beauty through the pain

You made me a, you made me a believer, believer

My life, my love, my drive, it came from pain“

Nein. Nein, bloß das nicht, auch das sendete in dem Kontext gerade die ganz falsche Botschaft. Mit hochrotem Kopf drückte Josie auch diesen Song weg.

Jeff warf ihr einen kurzen amüsierten Blick zu. „Interessant, was so deine Lieblingssongs sind, Liebes.“

Es war so klar, dass er sie damit aufzog, wirklich! Durfte sie ihm wenigstens jetzt eine dementsprechende Erwiderung geben oder galt das auch schon als frech? Weil sie um jeden Preis die Schläge mit dem dicken Stock vermeiden wollte, ließ sie es lieber nicht drauf ankommen. Also schaltete sie etwas von Queen an, weil man damit einfach nie falsch lag.

Nun fuhren sie für einen Moment schweigend. Jeff legte seine Hand auf ihr von der Strumpfhose bedecktes Bein. Bevor sie gefahren waren hatte sie sich noch frisch geschminkt und war in ein hübsches Kleid geschlüpft, von dem sie noch nicht wusste, ob es so schlau war, es mit Striemen auf dem Po zu tragen. Hoffentlich waren die Stühle im Restaurant bequem.

Automatik-Autos haben schon ihre Vorteile, dachte Josie im nächsten Moment, die rechte Hand brauchte er nicht zum Schalten. Josie schob ihre Hand auf seine und strich die Haut mit den Fingern entlang. Eine Gänsehaut breitete sich über ihrer Haut aus, wenn sie daran dachte, was diese Hand alles so imstande war, mit ihrem Po anzustellen.

Schließlich suchte Jeff einen Parkplatz, sie waren wohl am Ziel. Es war ein wirklich geschmackvolles Restaurant, nicht zu bieder, aber doch recht schick. Wie er seinen Arm um sie legte, als sie hinein gingen, gefiel ihr. Ebenso wie der Geruch seiner Lederjacke. Wenn sie ehrlich war, war sie schon ziemlich stolz, mit so einem attraktiven Mann auszugehen. Am liebsten hätte sie vor aller Augen ein bisschen mit ihm rumgeknutscht um anzugeben, aber sie wusste ja nicht, ob er das mitmachen würde.

Jeff sprach mit dem Kellner, der ihnen kurz darauf an einen Tisch am Fenster brachte. Draußen war es bereits dunkel, doch einige Lichter funkelten, auch eine Kerze brannte auf dem Tisch. Ein richtiges Candlelightdinner war das hier, das erste Mal dass es sich anfühlte, als hätten sie ein Date. Wäre sie nicht beim Hinsetzen so zusammengezuckt, wäre es beinahe noch romantischer.

„Stimmt etwas nicht?“, wollte der Kellner wissen.

„Doch, doch. Ich habe ihr nur gerade den Hintern versohlt“, erklärte Jeff leichthin.

Der Kellner und er lachten über diesen ganz tollen Witz und auch Josie zwang sich, ein Lächeln hervorzuringen, damit nicht auffiel, dass das kein Scherz gewesen war. Ihr Gesicht war dabei allerdings schon knallrot.

„Darf es schon denn etwas zu trinken sein?“

„Was haben Sie denn?“, fragte Josie. Am liebsten hätte sie ja einfach eine Cola genommen, aber irgendwie war es peinlich, das in einem schicken Restaurant zu bestellen.

„Wir haben auch ausgezeichnete Weinkarte, warten Sie, ich hole sie Ihnen“

„Ich trink gar keinen Wein“, murmelte Josie Jeff zu nachdem der Kellner gegangen war. Dieser grinste munter. „Du bist wirklich zum Anbeißen. Was willst du denn trinken?“

„Cola, aber ist das nicht blöd?“

„Wieso denn?“, lächelte er weiterhin. „Bestell doch worauf du Lust hast. Ich werde mich dir wohl anschließen. Wein klingt nicht schlecht, aber ich fahre.“

„Oh. Also ich will auf keinen Fall was Alkoholisches. Das war ja keine lange Strecke, ich kann fahren wenn ich darf.“

„Das ist süß von dir. Weißt du was, warum eigentlich nicht.“

Josie fühlte sich in diesem Moment mit ziemlich viel Stolz erfüllt, dass er ihr seinen Wagen anvertrauen wollte. Männer konnten da ja ziemlich eigen sein. „Sehr schön, ich bin heute Abend ihr Chauffeur, Mister“, sprach sie seriös, als der Kellner ihr die Weinkarte brachte. Sie gab sie Jeff, der einen Rotwein aussuchte und ein Glas Wasser dazu bestellte, dann orderte sie nun nicht mehr so verlegen ihre Cola.

„Mein Ex hätte mich um nichts in der Welt mit seinem Auto fahren lassen. Und der hatte nen Hyundai, keinen Audi“, erzählte Josie, als sie ein Blitzen in seinen Augen bemerkte.

„Dein Ex, ja? Wie lange ist das her?“ Oh, es interessierte ihn also. Auf die selbe Art, auf die sie sich für seine Exfrau Natalia interessierte. Eigentlich wollte man es nicht wirklich wissen, aber man war einfach zu neugierig um nicht zu fragen.

„Ein Jahr. Naja wir waren ziemlich lange zusammen. Er war mein zweiter richtiger Freund.“

„Und er hat dir auch einige Dinge nicht erlaubt, ja?“ Oha, was wurde das denn hier für ein Verhör? Beinahe hätte Josie gekichert. Sie würde gerne das Bild von einem supercoolen Exfreund malen um Jeff ein bisschen eifersüchtig zu machen, aber sie durfte ja nicht lügen.

„Nein, so jetzt nicht, er war ein totaler Schisser, er wollte nicht, dass ich nen Unfall baue und seine Versicherung dann ihn hochstuft.“ Sie dachte seufzend an ihn. Chris. Am Ende war es einfach nur noch anstrengend mit diesem Kerl gewesen. Verboten hätte er ihr im Traum nichts. Und sobald sie im Bett mal etwas fester berührt werden wollte, hatte er sie gleich behandelt, als hätte sie eine psychische Störung. Naja, sie hatten viele Hobbies und den Humor geteilt, aber sexuell war es nun wirklich keine Offenbarung gewesen.

„Am Ende waren wir eher wie Freunde. Es hat nicht mehr gepasst“, erklärte Josie. Jeff nickte.

„Es hat dir wohl bei ihm gefehlt, in die Schranken gewiesen zu werden“, ließ er trotzdem nicht locker.

„Er hätte mich niemals in die Schranken weisen dürfen, das hätte gar nicht zu ihm gepasst. Ich hätte ihn ausgelacht“, winkte Josie ab. Chris, der wen in die Schranken wies… wenn der sehen würde, was Jeff mit ihr anstellte, würde er auf der Stelle die Polizei rufen.

„Deswegen hast du wohl Schluss gemacht“, schlussfolgerte Jeff.

„Nein, es hatte viele Faktoren, aber letztlich… hey, woher weißt du, dass ich Schluss gemacht habe?“

„Dein Dad hat mir ein bisschen was erzählt. Er hat immer gesagt, dass er nicht der Richtige für dich ist weil er dir niemals Paroli bietet und hinterher dackelt wie ein Schoßhündchen. Ich zitiere nur.“

Josie schnaubte. Da hatte echt ihr Vater mit Jeff darüber geredet. Und der hatte seine Schlussfolgerungen daraus gezogen. War er deswegen so eindeutig entschlossen gewesen, Josie gleich bei ihrem ersten Aufeinandertreffen nach all den Jahren übers Knie zu legen? Ein komischer Gedanke, aber irgendwie auch interessant.

Trotzdem hatte er sie jetzt schon wieder drangekriegt, denn er war ja im Endeffekt doch nicht so unwissend gewesen und hätte sich einige der von ihm gestellten Fragen selbst beantworten können.

Dann wieder schoss in ihren Kopf, was ihr Vater von all dem hier wohl halten würde. Jeff war sein Freund, was würde er darüber denken, dass der nun etwas mit seiner Tochter hatte? Gut, sie war mit 30 Jahren nun wirklich erwachsen genug für solche Entscheidungen, aber trotzdem…

„Ich weiß nicht, wie wir das meinem Papa sagen sollen“, murmelte sie dann einfach. Jetzt, wo er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte, traute sie sich langsam, dieses Thema anzuschneiden, das seit Wochen durch ihren Kopf schwirrte. Vielleicht hatte er ja eine schlauere Lösung.

Der Kellner servierte ihnen die Getränke. Beide bedanken sich, dann sah Josie wieder Jeff an.

„Das wird nicht einfach“, gab dieser zu. „Wir sollten es schonend machen. Vermutlich sollte ich es ihm sagen und erst danach du.“

„Aber was sagen wir denn?“ Sie biss sich auf die Unterlippe und sah ihn erwartungsvoll an, als der Kellner ihnen die Speisekarte präsentierte.

„Darf ich Ihnen die Empfehlung des Hauses nennen? Gebratene Kalbsleber an Kartoffelpüree mit Wintergemüse.“

„Ja, das nehm ich“, sprach Josie schnell, einfach nur, damit der Kerl verschwand und Jeff ihr antwortete. Dieser blickte kurz in die Karte. „Ich nehme das Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce und dazu die Kartoffelecken. Vielen Dank.“

„Eine ausgezeichnete Wahl“, erklärte der Kellner und ging dann. Weiterhin starrte Josie Jeff an. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Wir sagen, dass wir uns ineinander verliebt haben und im Moment eine Fernbeziehung führen.“

Josie spürte, wie das Blut in ihren Ohren rauschte. Er sagte es wirklich. Das L-Wort und jetzt auch noch, das B-Wort. Am liebsten hätte sie losgeschrien und wäre ihm um den Hals gefallen. Stattdessen starrte sie ihn mit glänzenden Augen an.

„Bist du überrascht?“, schien er ein wenig irritiert von ihren verzückten Blicken.

„Ob ich… du bist wirklich lustig, weißt du das, Jeff. Irgendwie gehst du immer selbstverständlich von allem aus. Woher soll ich denn wissen, dass du mit mir zusammen sein willst oder… oder mich liebst? Weil ich wirklich wie irre in dich verknallt bin, aber nichts Besonderes bin im Gegensatz zu dir.“

„Hey!“, sprach er nun streng und sie zuckte unwillkürlich zusammen.

„Ich lasse nicht zu dass du so über meine Kleine sprichst.“ Tränen traten in ihre Augen. Sie stand nun einfach vom Stuhl auf und ging zu seinem, um ihm einen Haufen Küsse aufzudrücken. Die Leute um sie herum beobachteten sie. Vermutlich glaubten sie, Josie hätte gerade einen Antrag bekommen.

Er lächelte ihr zu und zog sie dann ein Stück zu sich herab, um sie zu küssen. Es fühlte sich so, so gut an, ihre ganzen Ängste und Selbstzweifel zumindest für den Moment hinter sich zu lassen. Ihr Herzschlag war schnell und stetig. Sie waren jetzt zusammen. Zuhause wollte sie unbedingt mit ihm schlafen. Vielleicht erließ er ihr ja die Rohrstockhiebe und sie verschwanden einfach im Schlafzimmer, um diesen wundervollen Moment hier zu besiegeln.

Schließlich löste sie sich und setzte sich wieder. Sie hatte für den Augenblick fast vergessen, wie sehr ihr Po brannte. Nein, wovon träumte sie. Die restlichen Hiebe würde er ihr niemals erlassen und irgendwie machte das gar nichts. Ihre Beziehung war nunmal… unkonventionell.

Sie sprachen eine Weile noch über dies und das, Josie wollte Jeff auch noch ein wenig über die Ehe mit Natalia ausquetschen, doch er war da sehr viel diskreter als sie. Schade.

„Moment mal, was habe ich zu essen bestellt?“, fragte Josie mit einem Mal erschrocken, als ihre Teller kamen.

„Kalbsleber“, erklärte Jeff und der Teller wurde ihr auch schon mit einem „Guten Appetit“ serviert. „Oh nein“, murmelte Josie. „Ich hasse Leber.“ Jeff fragte gar nicht, warum sie es dennoch bestellt hatte. Mit einem wissenen Grinsen teilte er sein Steak in der Mitte durch und gab ihr die Hälfte. Sie lächelte dankbar.


Sein Wagen fuhr sich wirklich verdammt gut. Josie musste sich die ganze Zeit über beherrschen, nicht zu sehr aufs Gas zu drücken, weil das Teil echt gut abhaute. Sie freute sich nun umso mehr, dass Jeff sie damit fahren ließ. Ja, langsam wollte sie auch in ihrem Kopf anfangen, ihn nicht mehr Onkel zu nennen. Er war jetzt ihr Freund. Innerlich hätte sie wirklich schreien können vor Euphorie.

Er saß neben ihr und erklärte ihr die eine oder andere Einstellung, ließ ihr aber abgesehen davon freie Hand. Das gefiel Josie, wie entspannt er wirkte und wie gut sie dadurch den Wagen austesten konnte.

An einer roten Ampel vibrierte ihr Handy in der Jackentasche. Sie griff gerade mit der freien Hand hinein, da wechselte die Ampel auch schon auf grün. Etwas abgelenkt fuhr sie weiter und holte dabei ihr Handy heraus, warf einen Blick darauf. Eine Freundin hatte ihr geschrieben, kurzer Blick auf die Straße, dann antworten.

„Josie!“, polterte Jeff neben ihr. Erschrocken und aus ihren Gedanken gerissen sah sie zu ihm herüber. In seinen Augen blitzte dunkel der Zorn. Verdammt… warum hatte sie nicht nachgedacht?!

„Fahr sofort rechts ran“, war seine sehr klare und sehr ernste Ansage. Sie tat wie ihr geheißen, öffnete schon den Mund, als er ihr ins Wort fiel.

„Das machst du doch wohl hoffentlich nicht öfter!“ Seine Stimme klang unheimlich streng, sie spürte, wie ihr heiß und kalt wurde.

Ihr Po pochte gerade sehr schlimm. Die Lektion was das betraf, hatte sich sehr gut eingebrannt… nicht lügen.

„Doch…. schon“; murmelte sie schuldbewusst.

„Oh glaub mir, das wird dich wirklich teuer zu stehen kommen.“ So wütend hatte sie ihn wirklich noch nie erlebt.

Ihr Herz rutschte ihr in die Hose. Hätten sie doch wenigstens nicht die Rohrstöcke gekauft….

Fortsetzung folgt

Ein Kommentar zu „12. Autofahrt und Dinner (Josie & Jeff)

  1. Die Folge macht mir keinen Spaß.
    Denn Josies Hintern blieb unberührt.
    Ich bin zuversichtlich, dass sich das
    In der nächsten Folge wieder ändern
    wird. Ich setze meine Hoffnungen
    auf den dicken Rihrstock. Möge
    Onkel Jeff deutlich mehr als
    sechsmal auf den bösen, bösen
    Hintern einschlafen…

    Lorenzen

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