1. Das Barmädchen (Pirate Booty)

a/n: Und hier ist, woran ich in den letzten Tagen in einer heißen Phase gearbeitet und was ich tatsächlich schon viel länger geplant habe, als ich zugeben möchte: Meine neue Serie auf dieser Seite, Pirate Booty. Ich denke allerdings, es hat schon gut so gepasst, dass ich zuerst den Privatlehrer weitesgehend abgeschlossen hatte, bevor ich mich etwas Neuem widmen konnte. Ich will gar nicht viel vorwegnehmen, an der Stelle soll vielleicht gesagt sein, dass die Serie viel mehr Comedy-lastig ist als andere Dinge, die ich bisher verfasst habe. Hier und da werde ich wieder Zeichungen einbauen um euch ein genaueres Bild der Charaktere zu liefern. Ich bin gespannt, wie es euch gefallen wird. Und nun viel Spaß!

“Na warte, dir geb ich!” 

Die wettergegerbte Hand knallte auf den groben Leinenstoff. Durch die Lautstärke der Umgebung wurde das Aufklatschen beinahe vollständig verschluckt. Allein die Bestrafte konnte das regelmäßige Klatschen halbwegs vernehmen. 

Spüren konnte sie es dafür umso deutlicher. In dem alten Herren steckte noch mehr Kraft, als man ihm zugetraut hätte. 

Sie hing beinahe kopfüber, ihr rechter Arm durch seinen harten Griff auf ihrem Rücken fixiert, der linke nur wenig dafür geeignet, sich noch ordentlich am Boden abzustützen. Ihre Beine zappelten in der Luft, um ihm auch deutlich zu machen, dass seine Strafe ihre Wirkung nicht verfehlte. 

“Ja, so sind wir damals mit Früchtchen wie dir verfahren, Lucy! Und will ich mal nicht meinen, dass denen das geschadet hat! So ganz und gar nicht. Allerdings haben wir ihnen dafür meistens die hübschen Bäckchen blank gelegt…” 

Er machte sich an ihrem Rocksaum zu schaffen, woraufhin doch ordentlich Leben in Lucy kam. 

“Nichts da!”, mahnte sie und riss mühelos ihr rechtes Handgelenk los, stellte sich schneller auf die Füße zurück, als er gucken konnte. “Du willst mich doch nur anglotzen, Louie.” 

“Nichts für ungut”, grinste der Alte. “Bei ner Schönheit wie dir… wer kann’s mir verdenken.” 

Sie sah ihn spielerisch mahnend an und klopfte sich die Kleidung ab. “Ja, ja… du hast deinen Standpunkt jedenfalls klar gemacht.” 

“War mir ne Freude.” Der Alte steckte eine Münze in ihr Glas. Lucy grinste zufrieden und stellte sich dann wieder hinter die Theke. 

“Also der Herr, noch ein Absacker vor dem Nachhauseweg?” 

“Och was, schon der Letzte?” 

“Ist spät”, erklärte Lucy. “Irgendwann muss auch ich mal heim, ne Mütze Schlaf kriegen und in aller Ruhe mein Geld zählen.” 

“Gib mir nen Rum. Und? Haste die Prinzessin schon gesehn?” 

Es ging das Gerücht herum, dass die Prinzessin von Spanien gerade San Agustin besuchte, um sich ein Bild von der Kolonie Florida zu machen. Noch hatte niemand, den Lucy kannte, das bestätigen können. Jedoch, dass keiner der Trunkenbolde und Halunken, die sich in ihrer Spelunke herumtrieben, sie bisher zu Gesicht bekommen hatte, war wohl nicht weiter verwunderlich.

Lucy füllte dem alten Greg das Glas zu einem Drittel mit der goldbraunen Flüssigkeit und schüttelte dabei den Kopf.

“Biste nicht neugierig drauf?”, fragte der Alte. Er war heute echt in Plauderlaune. 

“Wer sagt, er wäre es nicht, erzählt Stuss”, fand Lucy. Sie stellte ein sauberes Glas dazu, um sich selbst einen Schluck einzuschenken. Es war kurz vor Feierabend und das würde ihr auf dem Heimweg die Füße wärmen. “Ich meine, mit wie vielen wertvollen Edelsteinen muss so ne Prinzessin behangen sein? Opale, Saphire, Rubine, Smaragde…” 

Der Alte verlor über ihr Geschwärme wohl das Interesse an einem Gespräch mit ihr und leerte seinen Drink wortlos. Er hob zum Abschiedsgruß die Hand und machte sich vom Acker. Lucy trank selbst einen großen Schluck und machte sich dann an die Arbeit, die Schotten dicht zu machen. Sie wischte den Tresen und die Tische, sammelte die übriggebliebenen Gläser und spülte sie aus und dann kam der härteste Teil der Routine. Die letzte Schnapsleiche in der hintersten Ecke zumindest halbwegs wach zu kriegen und aus dem Laden zu bugsieren. Francis, dem der Laden gehörte, stank es ganz gewaltig, wenn sie die Besoffenen in der Bar übernachten ließ. Auch wenn Francis meistens der Besoffenste von allen war und regelmäßig am Tresen einpennte. So auch heute. Sie versuchte einmal halbherzig, an ihm zu rütteln, aber da passierte nichts. Für heute Nacht nicht mehr ihr Problem. 

Sie schloss die Kasse ab und steckte den Schlüssel ein, leerte das Trinkgeldglas in ihre Taschen. Wenn sie schon raus in die Kälte musste, würden die Piaster in ihrer Tasche sie zumindest im Geiste ein wenig wärmen.

“Gute Nacht, Francis”, rief sie beschwingt, schloss die Tür hinter sich und verließ den Laden. Sie fröstelte ein wenig, als sie hinaus trat und rieb sich die Arme, machte sich dann eilig auf den Heimweg. Hier am Hafen war um diese Zeit der letzte Abschaum unterwegs, den San Agustin zu bieten hatte. Besser, man hielt direkt das Messer in der Tasche gezückt. Gerade als Frau. 

Sie lief also mit einer gewissen grundsätzlichen Vorsicht, aber nicht allzu besorgt, ihren üblichen Weg entlang, als plötzlich eine Stimme hinter ihr “Heyda!”, rief. Innerlich schulterzuckend ging sie weiter. So etwas sollte man nun wirklich nicht beachten. 

“Hey!”, rief die Stimme etwas lauter. Sie vernahm ein dumpfes Geräusch, das sich in die Schritte des Mannes mischte. Ein Holzbein vielleicht? 

“Miss, hören Sie, ich muss mit Ihnen reden!”

“Da müssen Sie schon um ne Audienz bitten!”, rief sie zurück und zog das Tempo an. Was für ein billiger Versuch, dachte sie bei sich. 

“Hab ich’s doch gewusst! Jetzt bleiben Sie doch mal stehen. Ich komm nicht so schnell hinterher, Prinzessin!”

Der hatte sie doch nicht mehr alle. Lucy machte, dass sie Land gewann. Das Problem war  nur, sie war beinahe zuhause. Dorthin konnte sie diesen Kerl schlecht locken. Also machte sie einen Schlenker von ihrem üblichen Weg und bog eine Straße zu früh ein. Nur, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass eine Pferdekutsche den schmalen Durchgang versperrte. Sie fluchte leise und musste sich wohl oder übel umdrehen. Der Fremde hatte erstaunlich schnell aufgeholt und stand ihr nun direkt gegenüber. 

Es war ein in die Jahre gekommener Kerl mit schlohweißem Bart. Seine Kleidung war recht ordentlich, wenn auch sicher nicht mehr die Neueste. Sein linkes Auge war von einer Augenklappe verdeckt. Er war schmächtig und kaum größer als sie. Zudem trug er einen Gehstock mit sich. Lucys Nervosität schwand bei seinem Anblick. Sie würde mit ihm fertig werden, zweifellos. Also verschränkte sie die Arme und fragte nur “Also, was willst du von mir, Alterchen?” 

“Ähm. Das ist ne Entführung. Falls das noch nicht klar ist. Ich segle unter der Flotte des legendären Piratenkapitäns Edward dem Blutigen. Und du wirst jetzt schön mit mir auf sein Schiff kommen.”

“Ach so? Werde ich das?”, erwiderte Lucy beinahe schon ein wenig amüsiert. “Hast du die Rede vorher vorm Spiegel geübt oder wie?” 

“Naja, sie soll ja auch sitzen”, brummte der Alte. Sie lachte nun doch laut auf. 

“Hör mal. Verschwinde einfach und ich vergesse, dass diese peinliche Nummer hier überhaupt stattgefunden hat. Und ein kleiner Tipp: Zwei Straßen weiter ist das Freudenhaus, da findet sich bestimmt eine nette Dame, die schon für ne geringe Entschädigung gerne zu euch mit aufs Schiff kommen würde.” 

“Aber… aber… darum geht es doch überhaupt nicht!”, erklärte der Alte, nahezu beleidigt nach Luft schnappend. 

“Ist mir egal, worum es dir geht.” Es reichte ihr nun endgültig und sie zog ihr Messer aus der Tasche. “Verschwinde, alter Mann!” 

“In dir steckt aber ne Menge Leben!”, schnaufte Angesprochener, er wich einen Schritt zurück. “Du musst mich aber auch verstehn, ich kann dich jetzt nicht einfach so gehn lassen. Ich hab’s dem Chef versprochen. Er verlässt sich auf mich und wenn ich jetzt nicht…” 

“Wieso rede ich überhaupt noch mit dir?” Lucy schüttelte mit dem Kopf und drängte ihn dann einfach beiseite, um von hier zu verschwinden. “Das mit der Entführung musst du noch…” 

Weiter kam sie nicht. Ein dumpfer Schlag auf ihren Hinterkopf raubte ihr das Bewusstsein. 


Als Lucy die Augen wieder aufschlug, brummte ihr Schädel ganz fürchterlich. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Alles war so unruhig, als hätte sie gar keinen festen Boden mehr unter den Füßen. Sie wollte sich an den schmerzenden Kopf greifen, stellte aber fest, dass ihre Hände hinter ihrem Rücken gefesselt waren. Um sie herum war es recht dunkel, sie konnte nur schemenhaft Kisten und Säcke ausmachen. Moment mal… der Proviant, das Schaukeln… und langsam kam auch wieder die Erinnerung hoch, was zuletzt passiert war. Dieser Alte, der sie in der Gasse abgefangen hatte, hatte doch irgendetwas von einem Kapitän und seinem Schiff gefaselt. Das war gar nicht gut. Wie lange war sie außer Gefecht gewesen?! 

Über diese Gedanken hinweg hörte sie plötzlich Stimmen. Sie kamen näher. 

“Joe, ich kann’s echt nicht glauben! Du hast es geschafft! Und das beim ersten Versuch.”

“Nunja… ich habe mein Bestes gegeben”, sprach der Andere bescheiden.

“Das kann man wohl sagen! Du kriegst meinen Anteil vom Rum dafür! Für mindestens… sagen wir ne Woche.” 

“Aber das mach ich für meinen Kapitän doch selbstverständlich.” 

Lucy lauschte. War das der Alte? Und offensichtlich der Kapitän des Schiffs, auf dem sie jetzt gefangen gehalten wurde. Edward der Blutige. Da wurde selbst ihr ein wenig mulmig. Sie hatte schon so einige Piraten in ihrer Bar bedient. Einige von ihnen üble Kerle. Aber da hatte sie immer das Zepter in der Hand gehabt. Heute sah das wohl vollkommen anders aus. 

“Dann zeig mal, wo ist sie?” 

Die Stimme des Kapitäns klang jedenfalls noch nicht sehr alt. Aber man sagte, die Jungen seien oft die Grausameren. Sie musste sich auf jeden Fall ruhig verhalten, vorspielen, dass sie kooperativ wäre. Sie waren hier auf seinem Schiff. Es gab gerade sowieso keine Möglichkeit, zu fliehen. 

“Da hinter den Fässern”, erklärte der Alte. “Hab sie an eins gefesselt. Sie hat ganz schön Widerstand geleistet.”

Hatte sie das? Sie war doch bewusstlos gewesen… 

“Kann ich mir vorstellen. Wird sonst bestimmt nur mit Samthandschuhen angepackt.” Nun kam auch ein schwacher Lichtschein immer näher. Sie hob den Kopf, um dem Herr dieses Schiffes entgegen zu blicken. Edward, der Blutige. Und sah in das Gesicht eines Mannes. Eines blutjungen Mannes, um genau zu sein. Er wirkte genauso verwirrt wie sie. Dann fuhr er herum und rief “Joe! Was hast du da nur angerichtet? Hast du nicht gesagt, du hast die Prinzessin gefangen? Wer bitte soll die sein?!” 

Lucy starrte zu beiden hinauf. Was hatte sie heute nur für ein Pech…

17 Kommentare zu „1. Das Barmädchen (Pirate Booty)

  1. Oh was für schöne Neuigkeiten. Der Anfang und das Szenarion machen direkt Lust auf mehr. Ich jedenfalls freue mich auf die Abenteuer von Lucy und ihren „hübschen Bäckchen“!

    P.S.: Toller Titel.

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    1. Danke! Ich bin wirklich gespannt, wie die Geschichte ankommen wird.

      Bei dem Titel hatte ich Hilfe, aber als ich diesen Vorschlag zum ersten Mal hörte, war mir sofort klar, wie perfekt er passt 😄

      glg

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  2. Oh, das hat das Potential meine Lieblingsreihe zu werden, Humor fehlt mir so sehr in den meisten Spanking Geschichten. Alleine, dass denen nie etwas ulkiges dabei passiert 😅

    Und Lucy ist wunderbar frech. Immerhin hat sie von Edward, dem Blutigen gehört 😁 Aber vielleicht gar nicht schlecht, dass er die Prinzessin nicht erwischt hat, das hätte von der Armada auf’n Blanken gegeben und das tut weh. Joe tut mir nur leid, die Art von spanischer Inquisition hat er sicher nicht erwartet 😅

    So, genug verstörende Filmanspielungen für einen Kommentar, ich freue mich auf jeden Fall schon auf die nächsten Kapitel 😊

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    1. Heyhey,

      dabei killt wohl ein wenig den Vibe, ich denke darum sehen viele davon ab 😅 aber finde es dennoch immer gut, das Thema auch locker anzugehen.

      Haha, na wer weiß, das hätte schon schief gehen können für ihn 😄

      ich freue mich dass du dich freust und bin gespannt, wie es dir weiterhin gefällt!

      glg

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      1. Echt? Imho ist schwarzer Humor genau das, was einem Spanker Ausstrahlung verleiht. Die richtige Mischung aus Gemeinheit und Lässigkeit 😉

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  3. Welch ein vielversprechender Anfang. Ich habe noch keine Idee, wie sich die Story weiterentwickeln wird, aber das Setting und der bisherige Cast an Charakteren macht auf alle Fälle schon Lust auf mehr. Ich freue mich auf zahlreiche Fortsetzungen. 😊

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    1. Das freut mich doch! Ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass es wohl recht unvorhersehbar ist, wie die Story sich entwickeln wird. Ich habe die Kreativität hier etwas frei drehen lassen 😀 Ich habe auf jeden Fall schon einiges geschrieben und es wird regelmäßige Uploads geben. Danke für dein Feedback!

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  4. Nicht, dass es das einzige bekannte Piraten-Setting wäre, aber ich bekomme hier sehr starke One Piece Vibes und Mangas stehst Du ja künstlerisch nahe. Berühmte Piraten, eine humorvolle Erzählweise, und ein Hauptcharakter, der eher unfreiwillig in das Piratenleben rutscht. Denn wie es genau weitergehen wird, kann ich natürlich auch noch nicht sehen, aber es dürfte wohl klar sein, dass Lucy wie auch immer Teil der Crew wird.

    Ich freue mich auf jeden Fall über die neue Idee und bin gespannt, wie es weitergeht.

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    1. An One Piece hatte ich gar nicht so sehr gedacht, obwohl das eigentlich nahe liegt, wenn man an ein eher Anime-mäßiges Setting denkt, dass zu der Geschichte ganz gut passt. Mir kam eher das andere bekannte Beispiel Fluch der Karibik 🙂 Das aber auch eher so am Rande. Wenn wir ehrlich sind, ist Piraten-Zeug generell schon viel benutzt worden. Aber was solls 😀

      Ich bin wirklich gespannt, wie es dir gefallen wird!

      glg

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      1. Und lustigerweise hatte ich nach der Lektüre die Melodie von Monkey Island im Kopf. Und das obwohl die Verknüpfung – nämlich: (Möchtegern-)Piraten – zu Deiner Geschichte ja sehr lose ist. So hat wohl jeder eine eigene Assoziation zum Thema Piraten. 😊

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  5. Ein grosses Lob für die Zeichnung, Lucy sieht darauf wirklich hübsch aus!

    Du scheinst ja wirklich ein Fan von Geschichten mit historischem Setting zu sein. Ich freue mich jedenfalls schon darauf wie Lucy all die berühmten Piraten dieser Zeit trifft: Spankbeard, Calico Spank oder auch Black Spank Bellamy 😁

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