Vor dem Schlafengehen (Truckstop Part 15)

a/n: Hallo liebe Leser,

ich hoffe, ihr seht mir den Tag Verzögerung nach. Hier ist er, der lang ersehnte Truckstop-Nachschub. Diesmal auch wieder mit passender Zeichnung unterlegt. Und wie gesagt, alle vierzehn Tage kommt hier nun wieder etwas vom „gewohnten“ Content 🙂 glg


Als Louise mit ihrer Schwester und ihrem Dad das Haus der Valdez-Familie betrat, hörte sie schon vom Hausflur aus die laute Musik, die aus dem ersten Stock dröhnte. 

Maria begrüßte Barry mit einem Kuss und murmelte dann halblaut, aber doch für Louise hörbar: „Ich hab’s dir ja gesagt, das geht seit Tagen so. Ich versuch es inzwischen zu ignorieren.”

“Sofía?”, fragte Barry und Maria nickte stumm.

“Hey ihr beiden, schön euch zu sehen. Abendessen ist gleich fertig.” Maria umarmte nun auch Chris und sie. “Will einer von euch Sofía und Mirabella holen? Ich glaube nicht, dass sie von oben das Klingeln hören konnten.” 

“Ich gehe”, erklärte Louise prompt. Sie wollte es bestimmt nicht ignorieren und durchaus wissen, was da los war. Sofía hatte ihr immerhin nichts Besonderes geschrieben. Ein bisschen wortkarg war sie allerdings schon gewesen und hatte auch seit Tagen nichts mehr auf Snapchat gepostet. 

Also eilte sie die Treppe hoch, wo die Musik bereits ohrenbetäubend laut war. Olivia Rodrigo schmetterte gerade “You betrayed me, and I know that you’ll never feel sorry for the way I hurt”. Mit vielen Fragezeichen über dem Kopf klopfte Louise an Mirabellas Zimmertür. Wenig überraschend reagierte niemand. Oder sie hatte das “Herein” selbst überhört. Also trat sie kurzerhand ins Zimmer der Jüngeren ein. 

Mirabella lag auf dem Bett, las Comics und hatte verständlicherweise Kopfhörer auf. Als sie Louise bemerkte, setzte sie diese ab und winkte. 

“Hey Süße, sag mal, was ist denn das für ein Krach?”, fragte Louise.

Mirabella zuckte ratlos mit den Schultern. “Wenn ich das mal wüsste… seit Tagen hat sie sich in ihrem Zimmer verschanzt und hört in Dauerschleife die selben Songs. Und wenn sie rauskommt, ist sie immer total aufgetakelt. Wenn Mamá sehen würde, wie sie in der Schule rumläuft, würde sie ihr die Hölle heiß machen.” 

Louise blieb unschlüssig vor Mirabellas Bett stehen. Chris versicherte ihr immer, dass die jüngere Valdez-Schwester eine ganz Liebe war. Aber Louise gefiel gar nicht, wie die Kleine manchmal daher redete. Offensichtlich ging es Sofía schlecht und das war das Erste, was Mirabella dazu einfiel? 

“Ich glaube, Ärger mit eurer Mom ist gerade ihre letzte Sorge”, erwiderte sie daher etwas ungehalten. “Ich schau nach ihr.”

“Viel Erfolg”, erwiderte Mirabella trocken. 

Ohne Umschweife ging Louise also nach nebenan und riss die Tür auf. Klopfen würde ja ohnehin nichts bringen. 

Sofía saß auf ihrem Bett, in eine Decke gekuschelt und scrollte auf ihrem Smartphone, während die Musik in ohrenbetäubender Lautstärke vom Fernseher durch den Raum dröhnte.

“It took you two weeks to go off and date her, guess you didn’t cheat, but you’re still a traitor”, schmetterte die Sängerin voller Emotionen. Sofía starrte in den kleinen Bildschirm und schien sie nicht einmal bemerkt zu haben. 

Louise stellte sich gerade so einige Fragen. Die erste war jedoch, wo sie die Fernbedienung finden würde. Kurzerhand fischte sie diese vom Fußende des Bettes und drückte den Power-Knopf. Überrascht blickte Sofía auf. Louise konnte eindeutig sehen, dass sie geweint hatte. Sofía war sich dessen wohl ebenfalls bewusst, denn sie wischte sich rasch über die Augen.

“Lou… hi”, murmelte sie. 

“S. Was ist denn los mit dir?” 

“Hm? Was… oh… nichts”, erwiderte Sofía. “Ich hab nur grade in trauriges Tiktok geguckt, da musste ein Welpe eingeschläfert werden.” 

“Okaay… und wieso siehst du dir sowas an und ziehst dir dabei Depri-Musik rein?” Louise nahm auf dem Bett Platz und verzog dabei ein wenig das Gesicht.

“Kann man nicht mal Hundewelpen beim Sterben zusehen und dabei traurige Musik hören ohne das gleich was sein muss?!”, Sofía merkte wohl selbst wie das klang und hielt inne. “Ich will nicht darüber reden”, fügte sie also hinzu.

“Hat dich wer geärgert?”, fragte Louise in einem Tonfall, der hoffentlich klar machte, dass sie demjenigen ohne zu zögern das Fell über die Ohren ziehen würde.

“Neein…”, sprach Sofía langgezogen. “Bitte. Es ist mir wirklich unangenehm. Ich muss alleine damit klarkommen.”

“Hm. Reden hilft aber meistens, weißt du? Du kannst immer zu mir kommen.” 

“Ich komm mir aber bescheuert vor. Und bin selbst dran schuld”, seufzte Sofía. “Ich hab’s nicht besser verdient.” 

“Sag doch so etwas nicht. Ich wette, das stimmt nicht.” 

“Es ist aber wahr! Hätte ich nicht so dämlich daher geredet hätte dieses… dieses Flittchen mit nem IQ wie schimmelndes Toastbrot niemals ne Chance gehabt.”

“Sofía… ich kann dir echt nicht folgen, wenn du nicht von vorne erzählst”, merkte Louise an. So schlimm konnte es ja wohl nicht sein, oder?

Sofía winkte ab. “Nicht so wichtig, wirklich… ich meine… vielleicht reden wir irgendwann drüber. Und dann lachen wir, weil es so dämlich und unnötig war.” Sie zog hörbar die Nase hoch. Irgendwie sah sie ungeschminkt und verheult so süß und unschuldig aus. Louise strich voller Mitgefühl über ihr aufgestelltes Knie. 

“Ich würde doch nie über deine Sorgen und Probleme lachen.” 

“Mhm… ja…” Sofía sah sie an und schluckte, versuchte sich zu fassen. “Erzähl mir irgendwas Aufmunterndes.”

“Hm. Eigentlich wollte ich dir eher davon erzählen, dass mir ne Menge Ärger bevorsteht.”

Sofía beugte sich ein wenig zu ihr vor. “Echt? Was hast du ausgefressen?”, fragte sie neugierig. 

Louise seufzte tief. “Es war ne echt blöde Aktion von mir. Ich bin beim Abschreiben erwischt worden.”

“Au weia! Und das in deiner strengen Schule!” Sofía schien ganz froh zu sein, mal für einen Moment von ihren eigenen Problemen abgelenkt zu werden. Louise hatte sich zwar nicht vorgestellt, ihr auf diese Art und Weise behilflich zu sein, aber wenn ihr das Trost gab…

“Das kannst du wohl laut sagen. Nicht schwer zu erraten, wie das ausging.”

“Rohrstockhiebe im Zimmer der Nachdenklichkeit?”, fragte Sofía.

“Bingo. Du hast ja wirklich gut aufgepasst.”

“Nur weil…” Sofía hielt inne. 

“Hm?”

“Weil Jake mich immer damit aufgezogen hat. Er fand den Namen von diesem Raum wohl besonders witzig.” 

“Ist irgendwas mit Jake?”, fragte nun Louise. Nicht zuletzt weil Sofía seinen Namen gespien hatte, als wäre er eine Beleidigung. 

“Nein. Wieso?”, fragte Sofía sehr schnell und somit nicht sehr überzeugend. 

“Weil du sagst, er hat dich damit aufgezogen… klingt als wäre er gestorben oder so.”

“Schön wär’s”, murmelte Sofía. “Nein bitte, erzähl weiter. Du musstest also in dieses Strafzimmer und hast Haue kassiert?”

“Haue…”, wiederholte Louise. Was für eine Verharmlosung. “12 Rohrstockhiebe habe ich kassiert. Und einen Brief an meinen Dad haben sie mir auch mitgegeben.” 

“Puh. Ich weiß nicht, was so ein Rohrstock macht, aber…”

“Striemen”, erklärte Louise durchaus wehleidig. “Mein ganzer Hintern ist übersäht damit.” 

“Oje. Das klingt ja fies.” Sofía schwieg kurz höflich, dann fragte sie “Darf ich mal sehen?” 

Louise zuckte mit den Schultern und erhob sich vom Bett. Sie drehte ihr den Rücken zu, lockerte das Band ihrer Traininingshose und zog sowohl diese als auch ihr Höschen ein gutes Stück herunter.

“Oh. Sowas hab ich ja noch nie gesehen”, merkte Sofía überflüssigerweise an. “Sieht sehr gemein aus. Ist das schlimmer als das Paddle?” 

“Kann man nicht richtig vergleichen”, erklärte Louise und zog sich dabei auch schon wieder an. “Der Rohrstock ist beißender, das Paddle flächiger. Nach beidem brennt dir der Hintern gehörig, aber doch sehr unterschiedlich.” 

Als würde sie sich auf rohe Eier setzen, nahm sie wieder auf dem eigentlich weichen Bett Platz. Tat trotzdem furchtbar weh. 

Sofía strich ihr mitfühlend über die Schulter. “Ich hoffe, ich werde nie mit dem Rohrstock verhauen”, sinnerte sie dennoch wenig hilfreich. 

“Wenn du nicht auf meine Schule wechselst oder plötzlich in einen viktorianischen Roman gesogen wirst, eher unwahrscheinlich”, beruhigte Louise sie. 

“Und weiß dein Dad schon davon?”, fragte Sofía.

“Nein…”, knirschte Louise. “Ich dachte, ich sage es ihm morgen. Wenn er bei deiner Mom übernachtet hat, ist seine Laune immer gleich etwas besser. Das kommt dann natürlich meinem wunden Hinterteil zugute.”

“Du meinst, er bestraft dich dann nochmal?” 

“Was denkst du denn…” 

Sofía zuckte mit den Schultern, als würde sie sagen wollen ‘Auch wieder wahr’. 

“Das Problem ist nur, dass ich es hasse, wenn ich Dad was verschweige, wo wir sonst über alles reden. Das liegt mir dann immer im Magen wie ein Stein.” 

“Hm. Was meinst du, wie seine Handschrift erst auf deinem Hintern ‘liegen’ würde?” gab ihr Sofía zu bedenken.

“Stimmt leider”, seufzte Louise. Im selben Moment steckte Mirabella den Kopf durch die Tür.

“Mamá fragt, wo ihr bleibt. Euer Essen wird kalt.”

“Ja, ja… wir kommen ja schon.” Sofía erhob sich, wenn auch noch immer ein wenig schwermütig. 

“Aber nicht in den Klamotten, oder?”, fragte Mirabella mit Blick auf ihren Trainingsanzug. 

“Verzieh dich, du kleine Kröte!”, schnauzte Sofía sie an und die Jüngere kam dem prompt nach. 

“Sorry”, sagte sie auf Louises strafenden Blick hin. “Aber anders wird man sie manchmal einfach nicht los.” 

“Ihr solltet beide etwas netter zueinander sein”, fand Louise, während sich Sofía aus den Klamotten schälte und sie achtlos aufs Bett warf. 

“Ja, ja”, winkte sie ab und ging zum Schrank, aus dem sie einen Pullover und einen karierten Minirock fischte. Louise seufzte. Ein bisschen neidisch war sie auf Sofías zierliche Figur und ihren eleganten Kleidungsstil ja schon manchmal. Aber ihr Dad hatte ihr eigentlich beigebracht, sich so zu mögen, wie sie war. Also versuchte sie das schnellstmöglich beiseite zu schieben. 

“Du siehst süß aus”, befand sie, als sich Sofía frisch umgezogen zu ihr umdrehte und dabei ihre dicken, dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenband. 

“Danke”, lächelte Sofía. “Gehen wir. Und Kopf hoch, hm? Das hältst du schon durch. Ist ja nicht mehr lange bis morgen.” 

Louise war ein bisschen erleichtert, sie schon wieder lächeln zu sehen, wenn auch eher halbherzig. Aber natürlich ging ihr nicht aus dem Kopf, was da wohl bei Sofía los war… 


Der Abend verlief friedlich – wenn man von der unterschwelligen Sorge vor einer weiteren Tracht Prügel absah, die Louise immer mal wieder hochkam. 

Dad fragte zwar am Essenstisch Sofía Löcher in den Bauch, ob irgendein Mistkerl ihr das Herz gebrochen hätte – wenn es so wäre, sie könnte es sagen, er würde ihn sich nur zu gerne vorknöpfen- doch Sofía blockte das strikt ab und Mirabella sprang noch ein indem sie behauptete, wäre das passiert, würde sie ja wohl davon wissen. So war das Thema recht schnell abgehakt und man sprach über dies und das.

In der Nacht wurde Chris und Louise wie so oft das Schlaflager im Wohnzimmer aufgeschlagen, da zupfte Sofía sie am Ärmel.

“Ähm…” Sie sah mit ihren großen Rehaugen zu ihr hinauf und flüsterte: „Lou… magst du vielleicht heute Nacht bei mir schlafen?”

Louise war mehr als überrascht von diesem plötzlichen Angebot, sagte aber prompt zu. Nicht nur, dass sie natürlich gerne für ihre Stiefschwester in spe da war, sie fühlte sich auch ein bisschen geehrt. Und vielleicht wollte Sofía ja jetzt doch ein wenig mehr mit der Sprache rausrücken, was sie so bedrückte. Wenn man eins und eins zusammenzählte, war nicht wirklich schwer zu erraten, dass es um Jake und seine neue Freundin ging. Aber sie würde sich hüten, da den Finger in die Wunde zu drücken. 

Louise drehte sich also zu Chris um, die gerade das Laken in das ausgezogene Schlafsofa stopfte. 

“Ich schlaf heute bei Sofía wenn’s okay ist.” 

Diese sah kaum auf und winkte mit einem lockeren “Geht klar” ab. Hätte sich Louise auch nicht anders vorstellen können. 

In Sofías Zimmer angekommen stellte sie fest, dass diese eine ziemlich aufwändige Abendroutine zu haben schien. Die Vorhänge wurden zugezogen, eine kleine Duftlampe waberte sanften Dampf in die Luft und verteilte den Geruch von Lavendel und Melisse im Raum, während sie ein warmweißes Licht abgab. Entspannungsmusik lief leise im Hintergrund und Sofía drehte ihre Haare auf einen großen Wickler, den sie mit einer Klammer an ihrem Kopf befestigt hatte. 

“Das ist bei dir hier ja wie im Spa”, stellte Louise fest und schlüpfte unter die Decke, die Sofía ihr auf dem King Size- Bett neben der eigenen bereitgelegt hatte. 

“Entspannter Schlaf ist neben einem guten Lichtschutzfaktor in der Tagespflege das allerwichtigste Schönheitsgeheimnis”, erklärte Sofía, während sie die letzten Haarsträhnen ordentlich befestigte. 

“Na wenn du das sagst”, grinste Louise. Sie war ja froh, dass Sofía auf ihre Routinen beharrte obwohl es ihr ja offensichtlich nicht gut zu gehen schien.

Gerade, als diese ebenfalls zu ihr ins Bett schlüpfte, klopfte es an der Zimmertür.

“Wer stört?”, rief Sofía.

Die Tür öffnete sich einen Spalt. Es war Dad, der für seine Verhältnisse recht zurückhaltend ins Zimmer schaute.

“Hab gehört, meine Kleine schläft heute hier? Wollte nur gute Nacht sagen.”

“Na gut. Komm kurz rein”, erlaubte Sofía ganz gnädige Herrscherin, die sie war. 

Dad trat ein und schloss die Tür hinter sich. Bei dem Anblick der beiden lächelte er gerührt.

“Da würde man am liebsten ein Foto machen.”

“Gut, dass ich dich nicht für nen Perversen halte, das kommt nämlich gerade übelst weird rüber”, fand Sofía. Louise sah kurz nervös zu ihrem Vater. Doch der hatte sich inzwischen wohl entweder an das lose Mundwerk von Sofía gewöhnt oder er war ihr heute gnädig gestimmt. Denn er schüttelte nur schmunzelnd den Kopf.

“Schlaft schön, ihr beiden Engel. Und Sofía?”

Diese legte den Kopf schief und sah ihn mit einem ‘Was denn noch?’-Blick an. 

“Ich hab das vorhin ernst gemeint. Du musst mir nur den Namen sagen und ich werd dem, der dir blöd gekommen ist, mal so richtig erzählen, was passiert, wenn man meiner Familie ans Bein… na du weißt schon.” 

“Das ist lieb, aber absolut unnötig. Ich komm schon klar, Barry”, erklärte Sofía.

“Na schön. Wollts nur nochmal gesagt haben”, brummte er. 

Louise fiel es gerade ein wenig schwer, dem Gespräch der beiden richtig zu folgen. Engel hatte er sie genannt… denn er wusste ja gar nicht, was sie ausgefressen hatte. Verdammt! Sie war richtig schlecht darin, so etwas für sich zu behalten. Wenn sie es doch nur schon hinter sich hätte… Wie sollte sie so denn auch nur ein Auge zumachen? 

“Dad? Ich… ähm… kannst du noch kurz bleiben?” druckste sie. Sofía warf ihr einen fragenden Blick zu. Louise schluckte. Sie warf die Decke beiseite und verließ das Bett, tapste die paar Schritte zu ihm.

“Ich muss dir da was sagen. Weißt du… heute in der Schule gab es Ärger.”

Aufmerksam geworden hob ihr Dad eine Augenbraue. “Ärger? Was meinst du?”

“Naja.” Sie schaute auf ihre nackten Füße. Mit ihrem großen Zeh malte sie ein Muster in den Teppichboden.

“Ich hab Prügel kassiert. Sie haben mir auch einen Brief mitgegeben. Der ist aber noch in meiner Schultasche zuhause.” 

“Ach so? Und was hast du ausgefressen?”, hakte er nicht allzu aufgebracht und doch ernst genug nach. Er wusste genau, sie wurden an ihrer Schule zwar streng bestraft, aber nicht für Bagatellen. 

“Abgeschrieben”, nuschelte sie. Mann, war das unangenehm!

“Du hast wen abschreiben lassen oder selbst abgeschrieben?”, wollte er wissen. Über das Thema hatten sie nämlich schon einmal gesprochen, als sie erwischt worden war, wie sie andere abschreiben ließ. Hatte Dad zwar nicht toll gefunden, aber doch kameradschaftlich genug um ein Auge zuzudrücken.

“Leider hab ich abgeschrieben…”, gab sie zu.

“In welchem Test denn?”, fragte Dad nun doch ziemlich streng. “Moment mal, war das heute nicht die Spanisch-Klausur, für die du angeblich gestern ordentlich gelernt hast?” 

Ja… vielleicht war sie stattdessen mit ihren Freundinnen in der Mall Bubble Tea trinken gewesen. 

“Es tut mir leid, Dad. Wir… haben gar nicht richtig gelernt”, gab sie zu. Lieber gleich alles einräumen. Dann war sie wenigstens das schlechte Gewissen los. 

“Louise!” Natürlich fand er das gar nicht toll. Sie zwang sich, zu ihm aufzublicken. 

“Das ist ja wohl nicht dein Ernst! Nicht nur, dass ich dir mehrmals gesagt habe, dass du Maria oder die Mädchen um Hilfe bitten kannst, du hast mir auch noch irgendeinen Quatsch erzählt und dich stattdessen vergnügt!” 

“Ich weiß”, murmelte sie kleinlaut. 

“Dann weißt du ja auch genau, dass ich das so nicht stehen lassen kann. Wenn wir morgen daheim sind, reden wir nochmal gründlich darüber! Und jetzt ab ins Bett mit dir!” 

Unglücklich blieb sie stehen. Sie sah ihn flehentlich an.

“Dad…”

“Ja?”, erwiderte er ein wenig unwirsch.

“Können wir es nicht gleich hinter uns bringen? Ich glaub nicht, dass ich sonst schlafen kann.” 

Ihr Dad hielt inne. Sie schien ihn mit dem Vorschlag ein wenig überrumpelt zu haben.

“Ich weiß nicht, ob das hier so einfach geht, Schatz”, erklärte er. Dass er sie so liebevoll ansprach, erleichterte sie glatt ein wenig. 

“Wir könnten in den Keller gehen wie Sofía und du letztes Mal”, schlug Louise tapfer vor. Auch wenn der Gedanke, nachts im Pyjama in den dunklen Keller zu gehen, jetzt nicht unbedingt der Behaglichste war. 

Überraschend meldete sich da Sofía zu Wort.

“Ganz ehrlich. Ich kann auch kurz rausgehen und naja…mein Zimmer ist schon Kummer gewohnt”, versuchte sie es mit einem schwachen Witz. 

“Oh, das musst du nicht!”, sagte Louise schnell. Sie wollte sie ja nicht aus ihrem eigenen Zimmer verjagen.

“Du willst sie dabei haben?”, fragte Dad durchaus überrascht. 

“Ich bleib auf jeden Fall, wenn du mich brauchst, Lou”, versicherte Sofía. 

Eigentlich hatte Louise das nicht gemeint. Aber sie fand es jetzt auch schwer wieder aus der Nummer rauszukommen. Also nickte sie wohl oder übel und murmelte: „Ja… das wäre schon gut.” Sie musste sich das nur schön reden. Immerhin war es nicht das erste Mal, dass Sofía bei ihrem Hintern voll zusah und damals am Strand hatte es sogar Strafmilderung für Louise bedeutet. 

“Also gut.”

Dad nahm auf dem Bettende Platz und klopfte mit der flachen Hand auf seinen Oberschenkel. “Dann mal runter mit der Hose.”

Louise schluckte. Sie zog die Pyjamahose ein Stück herunter und sie fiel zu Boden. Der Einfachheit halber stieg sie heraus. Besser als wenn sie die ganze Zeit um ihre Knie schlackerte. 

Da sie beim Schlafen nie eine Unterhose trug, stand sie nun unten ohne vor Sofía und ihrem Vater. Das motivierte sie, eilig dessen Aufforderung nachzukommen. Routiniert platzierte sie sich über seinem Schoß. 

Zunächst schien er das Ergebnis der Schulstrafe in Augenschein zu nehmen. Mehr noch, er packte ihr einmal beherzt an jede Backe. Sie zog scharf die Luft ein.

“Meine Güte. Diese Nonnen wissen aber auch, was sie da mit dem Stock machen, was?”, murmelte er und schien dabei eher mit sich zu reden. “Aber Strafe muss sein. Das in der Schule war fürs Abschreiben. Das hier von mir ist dafür, dass du nicht gelernt und mir Märchen erzählt hast. Ist soweit klar, hm?”

“Ja, Dad”, antwortete sie angespannt. Da holte er auch schon aus und ließ seine flache Hand auf ihre Backen niedersausen. Puh! Das zwiebelte auf dem schon versohlten Po aber ganz gehörig! Doch viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb ihr nicht. Rasch folgte ein Klatscher nach dem Anderen. 

“Diese Dinger, diese Stöcke haben einen entscheidenden Nachteil”, fand Dad, während er sie ganz gut dabei versohlte. “So richtig Farbe bekommt der Hintern dadurch nicht, hm?” 

“Weh tut es trotzdem!”, versicherte sie mit einem gewissen jammernden Unterton in der Stimme.

“Na, soll es ja auch”, erklärte ihr Dad schlicht. Puh! Seine Prügel waren ja so oder so nicht von schlechten Eltern. Aber auf einem bereits verstriemten Po war das noch so viel schlimmer. Eigentlich konnte sie das doch sonst ganz gut wegstecken. Aber heute war sie sich da nicht so sicher. 

Als sie aufblickte, sah sie direkt in Sofías Gesicht, aus dem abzulesen war, dass diese die Strafe gerade so richtig hautnah miterlebte. Entweder hatte sie besonders viel Mitleid oder sie fühlte sich gerade schmerzlich an ihre eigenen Erfahrung überm Knie erinnert. Vielleicht war es auch eine Mischung aus beidem. 

Louise versuchte ihr einen ‘Alles halb so wild’-Blick zuzuwerfen, der aber nicht so ganz gelingen wollte – vor allem als ihr Dad nach der ersten Aufwärmphase gleich etwas mehr Kraft in seine Versohlung steckte. 

“AU”, entfloh Louise. Aus dem ersten Brennen wurde schnell ein loderndes Inferno, das sich von Schlag zu Schlag mehr auf ihrer Kehrseite auszubreiten schien. Sie spürte, wie ihr Körper in Unruhe geriet. Dad ebenso, denn er packte sie vorsorglich und zog sie ein Stück enger an sich heran. Sie wusste, jetzt würde es erst richtig schlimm werden. Rasch und stoisch deckte seine große Hand jeden Zentimeter ihrer bebenden Kehrseite mit äußerst schmerzenden Hieben ein.

Sie rang nach Luft. Ihre Beine schnellten abwechselnd immer wieder nach oben, sobald er die jeweilige Backe traf. Für ihre Verfehlung ließ er sie heute Abend wirklich ordentlich büßen. 

Nun quittierte sie jeden einzelnen Treffer mit einem entsprechenden Schmerzlaut. Das war ihr wirklich peinlich. Bestimmt hatte inzwischen bei der Lautstärke der Klatscher auf ihre nackte Haut und ihrer unvermeidbaren Reaktion darauf mitbekommen, dass sie hier gerade ordentlich den Hintern voll bekam. Und so unangenehm es auch war, es gab nichts, was sie gerade dagegen tun konnte. 

Sicher verhaute Dad sie nur ein paar Minuten, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Vor allem wegen ihres schon schmerzlich vorbelasteten Popos. Louise versuchte sich zu sagen, dass sie in ihrem Leben schon deutlich schlimmer verdroschen worden war. Aber irgendwie war das gerade kein bisschen hilfreich. Immer wenn sie dachte, es wäre sicher gleich vorbei, gab es noch eine Salve an regelmäßig aufgebrachten, aber dadurch nicht weniger intensiven Hieben. Sie schnappte nach Luft, sie jammerte und krallte sich in das Bettlaken, doch das alles schien ihn kein bisschen von seiner Aufgabe abzuhalten. Wenn sie einen Blick auf Sofía wagte, wirkte die inzwischen, als wäre sie drauf und dran, sich reinzuhängen, doch sie hielt sich mit sichtlicher Anstrengung davon zurück. Das war Louise auch ehrlich gesagt gerade lieber so. Denn so schlimm es auch war, dass sie es verdient hatte, stand für sie außer Frage. 

Endlich schien Dad zu finden, dass sie genug hatte. “So”, sagte er und gab ihr nochmal rechts und links einen besonders harten Klatscher zur Erinnerung mit. Dann erst hatte das Dauerfeuer ein Ende. 

Louise atmete schwer. Mann, wie höllisch das jetzt brannte! Dad gab ihr einen Moment, bis sie selbst sich von seinem Schoß erhob. Mit heißem Gesicht und verschwommenen Augen sah sie ihn an. Sein Blick war nun wieder wohlwollend und freundlich. Er stand ebenfalls vom Bett auf, um sie einmal kräftig in den Arm zu nehmen.

“Geht’s besser?”, fragte er sie dabei leise. Mehr als ein Nicken brachte sie gerade nicht über sich. 

“Na schön.” Dad löste sich und klopfte ihr noch einmal aufmunternd auf die Schulter. Ein wenig verlegen sammelte Louise die Pyjamahose vom Boden auf und stieg wieder hinein.

“So etwas passiert nicht nochmal, da haben wir uns wohl verstanden”, musste er trotzdem noch einmal mit auf den Weg geben.

“Nein, Dad!”, versprach sie inbrünstig. “Auf keinen Fall!” 

“Will ich dir auch nicht geraten haben. Also dann, ihr Zwei, trotzdem gute Nacht, hm?” 

“Gute Nacht, Dad”, erwiderte Louise. Jetzt, nachdem es vorbei war, erleichterte es sie vor allem, es hinter sich zu haben. Die Last auf der Seele hatte sie jetzt durch einen schmerzenden Hintern eingetauscht. Das war ihr immer noch lieber. Versuchte sie sich gerade jedenfalls einzureden.

“Gute Nacht”, sprach Sofía halblaut. Louise konnte sie gar nicht richtig ansehen, als sie zurück ins Bett kroch und sich auf den Bauch legte. Es war schon ziemlich peinlich, dass sie sie da mit rein gezogen hatte.

Doch kaum war Barry zur Tür hinaus, schob sich Sofía zu ihr herüber. Sie streichelte ihre Schulter und murmelte: „Tut mir echt leid.” 

Louise sah sie an. In ihrem Blick war echtes Mitgefühl und nicht eine Spur von Scham oder gar Häme.

“Schon gut. Ich hab’s mir redlich verdient.” 

“Ach naja”, sprach Sofía abwiegelnd. “Jeder hat doch mal keinen Bock auf Schule, oder? Auch wenn die eine Sache stimmt. In Spanisch kann ich dir echt helfen wenn du’s brauchst.” 

Louise musste schmunzeln. “Ich werde es mir merken”, sagte sie und bemerkte dabei, wie die Erschöpfung sie überkam. Verhauen zu werden konnte ziemlich anstrengend sein. 

Sofía kraulte noch ein wenig ihren Rücken, was sich so entspannend anfühlte, dass Louise im nächsten Moment auch schon weggedöst war. 

Erwähnter Song

9 Kommentare zu „Vor dem Schlafengehen (Truckstop Part 15)

  1. Aww, wie schön geschrieben. Für Strafen vor dem Schlafengehen, noch dazu im Pyjama, habe ich ein Faible. 😊 Und es ist nachvollziehbar, dass Louise die Sache lieber schnell hinter sich bringen möchte, um sich dann besser zu fühlen.

    Ich hoffe, Sofía findet auch wieder aus ihrem Tief hinaus.

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    1. Ja geht mir ähnlich, das finde ich auch immer besonders aufregend.

      Louise ist nunmal eine ehrliche Haut und kann diese Anspannung nicht lange aushalten. Wir werden sehen, im nächsten Kapitel erfährt man definitiv mehr von ihrer Seite!

      glg

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  2. Anstrengend finde ich das nicht gerade, aber schön ausgiebig mit der Hand versohlt werden, gekrault werden und dabei einschlafen finde ich immer sehr schön ☺️

    Barrys Kritik am Rohrstock kann ich mich voll anschließen, der Po wird davon einfach nicht so schön rot. Seinen Savior Complex finde ich allerdings etwas nervig, aber gut, er hat das vermutlich nicht so toxisch gemeint wie ich sowas lese. Ziemlich lachen musste ich, weil die beste Motivation zum Spanisch lernen vermutlich nicht gerade auf seine Zustimmung stieße 😂 Ernsthaft, einfach unnormal attraktiv die Männer da 😁

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    1. Ja, das ist aber hier wohl eine komplett andere Geschichte 😀 Auch wenn Sofía Louise bestimmt getröstet hat.

      Oh ja und noch dazu ist der Rohrstock einfach so unnötig fies…
      Ich glaube er neigt in solchen Fällen dazu, übers Ziel hinauszuschießen. Sofía muss wohl eher nicht vor irgendwem beschützt werden (vor allem nicht vor Jake wenn wir ehrlich sind)

      Danke für deinen Kommentar und glg

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  3. In diesem Kapitel hatte ich zum ersten Mal wirklich das Gefühl, dass sich Sofia mit Barry so langsam arrangiert hat. Am Wochenende davor (jedenfalls gehe ich davon aus, dass das jetzige Kapitel am Freitag nach dem Karaokeabend spielt) war sie ja noch deutlich reservierter. Beim „gute Nacht sagen“ wirkten sie schon fast wie Vater und Teenager-Tochter. Die Strafe für Louise hat natürlich dazu geführt, dass es dann doch nicht zu harmonisch geworden ist.

    Und falls Sofia je Zweifel am Erziehungsstil ihres zukünftigen Stiefvaters gehegt hat, wurde sie heute eines Besseren belehrt. Dass Barry – obwohl gut gelaunt und ausgeglichen – die bereits mit dem Rohrstock bestrafte Louise noch einmal ohne Kompromisse versohlt, wird ihr vergegenwärtigt haben, wie das gemeinsame Familienleben auch für sie in solchen Fällen zukünftig ablaufen wird.

    Das Bild illustriert auf jeden Fall sehr schön das Ergebnis. Die Striemen fallen auf dem rot versohlten Po jedenfalls kaum noch auf.

    Jetzt bin ich natürlich auch sehr gespannt, wie es mit Sofia, Jake und Holly und natürlich auch mit Sam und Chris weitergeht.

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    1. Danke für deinen ausgiebigen Kommentar! Ah, also wurde es dir hier besonders deutlich. Ich denke, es hat sich nach und nach eingeschlichen, sonst hätte sie vor dem Karaoke-Abend nicht schon das halbwegs vernünftige Gespräch mit ihm geführt und sich zur Hilfe beim Autofahren breitschlagen lassen.

      Na ich glaube, der Erziehungsstil ist ihr mehr als schmerzlich bewusst, haha

      Danke, freut mich! Ja, die Striemen gehen bei der aktuellen Strafe farblich eher unter.

      Davon definitiv bald mehr!

      glg

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  4. Krass wie ehrlich Louise ist. Bei dieser Konstellation zuzugeben, dass man nicht gelernt und geflunkert hat, ist schon fast ein wenig naiv. Ein „Ich habe gelernt aber es hat nicht gereicht!“ wäre doch zumindest einen Versuch wert gewesen. Ob sich Sofia wohl getraut hätte, die Unterschrift zu fälschen? Die möglichen Konsequenzen wären wahrscheinlich mit dem Halloween -Abend vergleichbar.

    Bemerkenswert finde ich übrigens, dass die sehr viel strenger erzogene Louise schon zweimal Ärger in der Schule hatte und Sofia bislang noch gar nicht.

    Davon abgesehen fände es mega spannend, wenn die Handlung mal in der Schule spielen würde.

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