Drosselbart oder die Zähmung der eitlen Prinzessin (Teil 2)

a/n: Da es so viel Zuspruch von euch gab, schiebe ich hier gleich den zweiten Teil hinterher. Beim Privatlehrer geht es auch bald weiter, habe schon wieder einiges in Petto. Ich möchte mich an der Stelle wirklich herzlich für die vielen Kommentare und die Interaktion auf meinem Blog bedanken. Jeder einzelne Kommentar macht mich glücklich und motiviert mich riesig. Und jetzt viel Spaß beim zweiten Teil.

Die ersten Tage vergingen wie im Fluge. Hans bemühte sich redlich, ihr alles beizubringen, fegte die Stube, feuerte den Ofen an, kochte das Essen und lieferte ihr dabei allerlei Erklärungen. Sie stellte sich als äußerst ungeschickt heraus, ließ den Krug fallen, setzte das eigene Kleid in Brand, ließ das Essen verkochen, kurzum, er sollte bald zu spüren bekommen, dass er sich nun wirklich keine geschickte Hausmagd angeschafft hatte.

“Ob du es kannst oder nicht, ab heute wirst du den Haushalt führen”, sprach er nach einer Woche zu ihr. “Wir brauchen Geld für Brot und Butter, ich werde als Spielmann mein Glück versuchen.” 

“Lass mich nicht alleine hier”, flehte sie. So schrecklich dieser Ort war, es hatte glatt ein wenig Spaß gemacht, sich neue Gemeinheiten auszudenken, um sich als besonders unfähig zu präsentieren. 

“Ich muss, wenn wir nicht verhungern wollen”, erklärte Hans und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Bis später, Liebste.”

Leonore ließ sich seufzend auf den kleinen Schemel sinken. Dann fiel ihr doch etwas ein. Eine Magd hatte einmal bei Hofe die Böden mit zu viel Seife geputzt und jeder, der den Flur betrat, war auf diesem ausgerutscht. Das war ein Heidenspaß gewesen und sie war aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen. Wenn sie die Böden dieser kleinen Hütte ähnlich wusch, würde er ordentlich ausrutschen. Wenn er auf die Nase fiele, geschähe es ihm ganz recht für das, was er ihrem armen Hinterteil angetan hatte. Also machte sich Leonore frisch ans Werk, schrubbte den Boden direkt am Eingang der Hütte mit ordentlich Seife ein. Als sie fertig damit war, hatte sie das ganze Seifenstück aufgebraucht. Sie kicherte fröhlich, dann machte sie sich an das Essen. 

Sie hatte die gute Martha oft beim Kochen beobachtet und wusste genau, wie man eine schmackhafte Suppe kochte. Genau das tat sie nun, denn sie war bester Laune und befand, dass er nach einem ordentlichen Ausrutscher gerne etwas Leckeres essen durfte. Außerdem war der Tag ihr so allein doch allzu lang. 

Schließlich, als es schon dunkel war, klopfte es an der Tür. 

“Ich bin zuhause”, rief ihr Ehemann und sie lief dem Eingang, gespannt auf das kommende Spektakel entgegen. Doch gerade als er die Tür öffnete, trat sie selbst unglücklich auf ein eingeseiftes Stück Bodendiele und landete ungalant auf ihrem Hintern.

“Dabei solltest doch du ausrutschen und nicht ich!”, rief sie voller Ärger aus. Hans blickte auf den Boden, ließ seine Hand darüber streichen, dann sah er düster zu seiner Frau.

“Was hast du hier angestellt?!” 

Leonore versuchte sich aufzurappeln, doch rutschte bei dem Versuch nur wieder aus. Sie musste dabei zusehen, wie Hans kurzerhand aus Schuhen und Socken schlüpfte und behutsam über den Boden hin zu ihr watete. 

“Was für ein dummer Streich soll das sein! Ich rackere mich den ganzen Tag für ein wenig Lohn ab und du hast nichts Besseres zu tun als unseren Boden zu beschmieren! Ist das Seife?”

“So helf mir schon auf, du Trottel!”, schimpfte sie. 

“Dir werde ich helfen, das glaub mir mal!” Mit diesen Worten stieß er sie so nach vorne, dass sie geradewegs auf den Knien landete, das Gesicht zu Boden, ihr Hinterteil als höchster Punkt. 

“Was tust du denn!”, zeterte sie, da schlug er schon ihren Rock hoch, sodass ihr Hinterteil sich ihm unbedeckt entgegen reckte. 

“Ich bringe dir Benehmen bei und dieses Mal tue ich es richtig, mein Fräulein!” Er nahm den Riemen von der Wand, mit dem er sonst die Messer wetzte. Sie versuchte, weg zu rutschen, doch ihre Hände fanden auf dem glatten Boden keinen Halt. So gab es kein Entkommen vor dem ersten, harten Hieb auf ihren blanken Hintern. Das tat nun noch einmal ganz anders weh als einen Klaps mit der Hand zu bekommen. Sie hatte noch gar nicht richtig Luft geholt, da schnalzte der nächste Hieb hinterher, dann wieder der nächste, ohne Erbarmen. 

Bald schrie sie auf, da ihr Hintern furchtbar heiß wurde und schrecklich zu schmerzen begann. Doch ihn beeindruckte das nur wenig, viel mehr bläute er ihr in raschem Tempo mit dem Leder ordentlich ein.

“Dir werde ich helfen, mir Streiche zu spielen!”, schimpfte er und ließ sich von ihrem Schreien und Jammern nur wenig beeindrucken. “Und dabei noch unsere Seife verschwenden. Du kennst wohl den Wert der Dinge nicht! Dann zeige ich dir stattdessen, was es dich kostet.”

Diesmal wurde ihr Allerwertester nicht rosa eingefärbt, nein, der Spielmann ließ seine Ehefrau seinen Zorn spüren, bis dieser tiefrot leuchtete. Diese Lektion sollte sie so schnell nicht mehr vergessen. Erst als sie aus vollem Halse den Schmerz heraus brüllte, ließ er das Leder sinken.

“Dass du mir nicht noch einmal so einen Unsinn anstellst!”, schimpfte er noch einmal nachträglich. Leonore war bis aufs Letzte bedient. Ihre Hände waren schmierig, ihre Augen brannten vor Tränen und ihre Kehrseite pochte, was das Zeug hielt. 

Jedoch half er ihr nun endlich auf die Füße. Schluchzend ließ sie sich von ihrem Ehemann dabei helfen, sich zu säubern und ihre Tränen zu trocknen. 

„Das war ein böser Scherz“, erklärte er ihr dabei noch einmal. Sie nickte stumm und war sehr froh, als er sie in den Arm nahm, drückte ihr Gesicht an seine feste Brust. So war wirklich noch niemals mit ihr umgesprungen worden. Wie schrecklich das doch schmerzte! 

In den nächsten Tagen verhielt sie sich sehr anständig, begann gar damit, ihrem Ehegatten täglich das Mahl zuzubereiten. Jedes Mal, wenn sie sich hinsetzte, wurde sie daran erinnert, was die Konsequenzen für ihr Ungehorsam gewesen waren und das mochte ihr so gar nicht gefallen. Sie fand es hingegen sehr schön, wie freundlich Hans doch sein konnte, wenn auch sie es war. Nachts im Ehebett tauschten sie nun sogar Küsse und kleine Zärtlichkeiten aus. Nur dass er sie tagsüber so viel in diesem schäbigen Hause alleine ließ, missfiel ihr doch sehr. 

“Bitte geh nicht”, klagte sie eines Morgens, als ihr Gatte in seine Stiefel schlüpfte. “Ich mag nicht wieder alleine sein.”

“Du brauchst eine Beschäftigung, Liebste”, erklärte Hans ihr. Das hatte er schon einige Male, doch für niedere Arbeiten war sie sich zu fein. Sie war einmal eine Prinzessin gewesen und wollte dies niemals ganz hinter sich lassen. Also verzog sie nur das Gesicht und sprach “Dir wird ja doch nichts einfallen, was meiner würdig ist.”

“Wir werden sehen”, befand ihr Mann und küsste zärtlich ihren Mund, ehe er seiner Wege ging.

Am Ende des Tages schließlich brachte er ihr ein dickes Bündel Weidenruten und eine Art metallene Vorrichtung.

“Sieh einmal, hiermit kannst du Körbe flechten. Wenn du sie gefertigt hast kannst du sie auf dem Markt feilbieten.”

Das gefiel Leonore kein Stück. “Ich werde mir in die zarten Finger stechen. Und mich auf den Markt setzen wie eine Bettlerin mag ich schon gar nicht.”

“Du bist nun eine Bettlerin, Liebste. Und an die Ruten werden sich deine Finger mit der Zeit schon gewöhnen. Du versuchst es wenigstens.”

“Das werde ich nicht tun!”, wandte Leonore mit dem Fuß stampfend ein.

“Das Leder hat deinem hübschen Hinterteil wohl zu lange keinen Besuch mehr abgestattet. Aber warte nur, das Versäumnis können wir nachholen!”, drohte Hans sogleich. Da gab sein Eheweib doch lieber klein bei und versprach, sich bei Anbruch des nächsten Tages am Körbeflechten zu versuchen. 

Als Hans am nächsten Tage aus dem Haus war, wollte sie jedoch so gar nicht mit dieser grässlichen Arbeit beginnen. Die Stunden verstrichen und Leonore stand nur der Sinn danach, der unsäglichen neuen Aufgabe auszuweichen. Schließlich hatte sie den rettenden Einfall. Kurz bevor Hans zurück kommen sollte, nahm sie die Ruten zur Hand und stach sich damit in die Fingerspitzen. Er sollte sehen, wie die raue Arbeit ihr blutige Finger bescherte und würde dann hoffentlich ein Einsehen haben. Doch sie war so beschäftigt in ihrem Tun, dass sie nicht bemerkte, wie Hans bereits in der Tür stand. 

“Was in drei Teufels Namen tust du denn da!”, polterte er los. Leonore erschrak so sehr, dass sie die Äste fallen ließ.

“Ich… versuchte, die Körbe zu flechten, jedoch…”, setzte sie zu sprechen an, da war er schon bei ihr und hob die Ruten vom Boden auf.

“Kein Wort mehr. Mit voller Absicht hast du dich verletzt! Ein faules Stück bist du und leichtsinnig obendrein. Na warte, dir werde ich helfen!” Mit diesen Worten klemmte er sie unter seinen Arm, schlug ihre Röcke hoch und legte ihren drallen Hintern frei. 

Ohne viel Aufhebens zeigte er ihr, wie man mit den Weidenruten verletzt werden konnte. Und das nicht zu knapp! Jedoch waren es nicht ihre Fingerspitzen, sondern wieder einmal ihr armes Hinterteil, das für ihre Sünden herhalten musste. 

Hans ließ die Weidenruten wieder und wieder auf die erst schneeweißen, dann bald rot durchstriemten Backen seiner Frau klatschen. Sie hüpfte, tanzte und schrie dabei all ihren Kummer und die Wut über diese Behandlung heraus, doch viel nutzte ihr das nicht.

Erst als sie schwitzend und wie ein nasser Sack in seinem Arm hing und die Hiebe nur mehr hinnahm, fand er, dass der Gerechtigkeit Genüge getan war. 

“Das hast du nun davon. Versuch du mich nur zu übertölpeln. Dein Ärschlein wird den Preis dafür zahlen.”

“Ja doch, Liebster. Es tut mir leid!”, jammerte Leonore. Das klang sogar ganz aufrichtig. 

Wieder ließ sie sich nach der harten Strafe nur zu gerne von ihrem Gatten trösten, wieder rutschten seine Finger ab und vergruben sich zwischen ihren heiß geprügelten Backen. Dieses Mal wusste Hans sich auch nicht mehr anders zu helfen als endlich seiner eigenen Erregung freien Lauf zu lassen und aufs Innigste den längst überfälligen Akt des Ehevollzuges nachzuholen. Leonore missfiel das ganz und gar nicht, im Gegenteil. Eng umschlungen schlief das Ehepaar schließlich miteinander ein.

Die Tage verflogen, die Nächte blieben innig und gewannen immer mehr an Leidenschaft. Doch ging Hans zur Arbeit, war Leonore noch immer schrecklich langweilig.

Eines Abends brachte Hans ihr einen großen Batzen Ton mit. “Du kannst dich an Töpfen und Krügen versuchen. Wenn dir dies gelingt, können wir sie feil bieten und uns ein wenig mehr für Butter und Brot verdienen.”

Leonore war nicht nach Widersprechen. Sie war viel zu verzückt von ihrem Ehemann und konnte es kaum erwarten, ein weiteres Mal das Bett mit ihm zu teilen. Also nahm sie erst einmal stumm hin, was er ihr vorschlug und zog ihn stattdessen zur Schlafstätte. 

Tontöpfe herzustellen war viel spaßiger als alles, was sie sonst bisher an Arbeiten hatte verrichten müssen. Die ehemalige Prinzessin fand sogar einiges an Freude daran. Nach wenigen Tagen hatte sie einen ganzen Stapel Teller, Töpfe und Krüge gefertigt. 

“Siehst du, du kannst doch etwas, wenn du dich nur anstrengst”, redete ihr Ehemann ihr gut zu. “Morgen wirst du auf den Markt gehen und sie verkaufen. Das wird uns gutes Geld einbringen.”

“Oh, das mag ich nicht tun”, erwiderte Leonore. Den Gedanken, sich Fremden mit ihren Waren anbiedern zu müssen, fand sie doch allzu beschämend und befremdlich. 

“Man kann nicht immer nur tun, was man mag, Liebste”, erklärte Hans leichthin und küsste sie. Doch heute wollten seine Zärtlichkeiten ihr nicht das Schmollen aus dem Gesicht wischen. 

“Alle werden mich auslachen!”

“Herrje, Leonore. Hast du noch immer nicht deine Eitelkeit überwunden, nach all den Wochen? Dann wird dir der morgige Tag eine gute Lehre sein.”

“Hätt ich nur genommen den König Drosselbart, so müsste ich nicht als Bettelfrau auf dem Markt hocken”, jammerte sie nun wieder lauter.

Hans wirkte betrübt, doch er sagte nur “Du wirst tun, was ich dir sage, die nächste Tracht Prügel wartet sonst gewiss auf dich, Weib.” Auf diese Worte hin fügte sie sich. Allein schlimmer als der Gedanke, auf dem Markt zu sitzen war der, es mit einem wund geprügelten Hinterteil tun zu müssen.

Und so geschah es. Am nächsten Morgen band er ihr das Tonzeug in ein Bündel und verabschiedete sie mit einigen weiteren erheiternden Worten, dann schickte Hans sie ihrer Wege. 

Sogar alleine musste sie zum Markt gehen! Je näher Leonore dem Platz kam, desto weniger wollte sie es tun. Sie ließ ein wenig Zeit verstreichen, sah sich um, wünschte sich, das eine oder andere kaufen zu können, doch hatte gerade einmal einen Taler in den Taschen und von dem sollte sie später einen Laib Brot kaufen.

“Was trägst du da in deinem Bündel herum?”, sprach sie mit einem Mal ein Reiter auf seinem Pferde an. Er war dunkel gekleidet und trug eine Kapuze, die sein Gesicht verdeckte.

“Tonzeug, werter Herr. Ich fertigte es selbst. Wollt Ihr es sehen?”, antwortete Leonore sogleich.

“Nein, ich brauche nichts dergleichen.” Er drehte ab, da kam Leonore plötzlich die zündende Idee. 

“Wollt ihr euch einen schnellen Taler verdienen?”, fragte sie vorwitzig.

“Und wie könnte ich das?”

“Seht, mein Mann verlangt von mir, das Tonzeug feilzubieten, doch ich mag nicht im Dreck sitzen und mich von Hinz und Kunz angaffen lassen. Wir machen es so, ich werde gleich meine Sachen ausbreiten und Ihr werdet heranreiten und mit eurem Gaul alles entzwei treten. Man wird Mitgefühl mit mir haben und mein Ehegatte ein Einsehen, dass diese Arbeit nichts für mich ist.”

“Diesem Wunsch nachzukommen wird mir ein Leichtes sein”, erwiderte der Fremde “Gebt mir den Taler.”

Leonore überreichte ihr letztes Geld dem Reiter und machte sich dann summend daran, das Bündel aufzuknoten. Sie war sehr stolz auf ihre gewitzte Idee. Gerade als alles an Ort und Stelle lag, kam das Pferd angeprescht. Sie erschrak ein wenig, als es das Geschirr entzwei trat, doch schließlich war dies, was sie dem Reiter aufgetragen hatte. Das Ross machte Halt und Leonore blickte hinauf.

“Dein Ehegatte wird von all dem erfahren, du liederliches Weib. Er wird sich deiner bald genug annehmen”, erklärte der Reiter ihr mit einem Mal und preschte davon. 

“Was… aber wie…”, stotterte Leonore, doch der Fremde war bereits auf und davon.

Sogleich kamen einige Marktweiber angeströmt, versuchten ihr Trost zu spenden und halfen ihr, die Scherben aufzusammeln. Doch der jungen Prinzessin war ganz elendig zumute. Sie verstand nicht. Wer war der Fremde gewesen und was hatte er mit ihrem Hans zu schaffen?

Die freundlichen Frauen schenkten ihr zum Trost einige ihrer Waren, Brot, Äpfel und sogar eine Flasche Wein. Also machte sich Leonore vollgepackt auf den Heimweg. Sie fühlte sich schrecklich dabei. Sie hatte die Hilfsbereitschaft der Marktfrauen nicht ausnutzen wollen und all die Geschenke fühlten sich unverdient an. Schlimmer jedoch wog der Gedanke, was ihr Ehemann mit ihr tun würde, wenn sie heim kam. Ob er wirklich wissen würde, was geschehen war?

Die Frage wurde ihr schneller beantwortet als ihr recht war, denn noch auf dem Weg kam ihr Hans entgegen. Er schien zu kochen vor Zorn. 

“Schau mich bloß nicht so an!”, donnerte er. “Ich weiß ganz genau, was du getan hast!”

“Hans!”, rief Leonore aus, sie wollte ihm in die Arme fallen, auf die Knie gehen und um Verzeihung flehen, doch dann wäre womöglich ihr dickes Bündel an Leckereien aufgesprungen. “Es war dumm, was ich tat. Und kindisch. Bitte verzeih mir.”

“Ich verzeihe dir womöglich, wenn der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Sieh, was der freundliche Reiter mir da ließ.” Hinter seinem Rücken holte ihr Gatte eine Reitgerte hervor. Leonore wurde blass. 

“Du willst doch deine eigene Frau nicht mit diesem grässlichen Ding prügeln!”, rief sie aus.

“Ich will und ich werde. Mit deiner hinterhältigen Tat hast du dir die Prügel mehr als verdient. Dein Stolz lässt dich unsere letzten Taler ausgeben, die wir für Essen so nötig brauchen. Es ist der gleiche Stolz, der dich erst zu einem Bettelweib gemacht hat. Aber den werde ich dir nun ein für alle Male austreiben.”

Leonore hatte ein Einsehen, dass sie Strafe verdient hatte. Es war wirklich dumm gewesen, was sie da getan hatte. Also schlug sie die Augen nieder und sprach “Strafe mich, wie du es für richtig hältst, Hans. Ich werde mich dem ergeben.”

“Sehr schön. Dann lege jetzt die Sachen ab, schlage deine Röcke hoch und stell dich an den Baum dort.”

“Bitte wie?! Du wirst mich doch nicht hier am Wegesrand bestrafen, wo jedermann uns sehen kann!”, rief Leonore außer sich.

“Jedermann sollte sehen, wie es ungehorsamen Weibern wie dir ergeht.”

“Nein Hans, das tu ich nicht! Ich werde mich in Grund und Boden schämen!”

“Das kann deiner Lektion nur zuträglich sein. Nun tu, was ich sage. Wenn ich dich erst zwingen muss, gibt es daheim noch einen Nachschlag mit dem Riemen”, warnte ihr Ehemann. Er schien nicht zu Scherzen aufgelegt. Und auch wenn der jungen Frau der Gedanke so gar nicht gefallen mochte, was ihr zuteil werden würde, so würde sie eine zweite Strafe noch weniger ertragen.

Mit Tränen in den Augen tat sie wie ihr geheißen, legte behutsam das Bündel ab und entblößte ihr Hinterteil wie befohlen, stellte sich mit den Händen an den Baum.

“Tiefer”, befahl Hans und tippte ihren Blanken mit der bösen Gerte an. “Beine auseinander.” Erst als sie tief vornübergebeugt stand, gar so, dass jeder, der vorbei käme, alles von ihr sähe, holte der Spielmann aus und schlug zu.

Leonore schrie schrill auf, fuhr nach oben. Das schmerzte höllisch.

“Runter mit dir! Wir haben noch nicht einmal begonnen.” Das war richtig. Was daraufhin folgte, glich einem Inferno. Giftig biss die Gerte sich in das zarte Fleisch, hinterließ tiefrote Striemen, brachte Leonore zum Schreien.

Doch das Schlimmste daran war, ein jeder Reiter oder Wanderer, der seines Weges ging, konnte dem Spektakel beiwohnen. Hans ließ sich daher besonders viel Zeit mit der Ausführung der Strafe, erklärte jedem, der fragte, für welches verübte Verbrechen hier der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. 

Ein jeder, der von ihrem Vergehen hörte, fand, dass sie sich jede glühende Strieme redlich verdient hatte. Hans ließ sogar den einen oder anderen selbst einen Hieb ausführen. Leonore litt zu sehr, um zu protestieren. Und wenn sie es doch einmal versuchte, erinnerte ihr Mann sie sogleich an den Riemen zuhause. 

Als es schließlich endlich zuende war, brannte Leonores Kehrseite wie Feuer. Hans musste sie stützen damit sie den Weg zurück zur Hütte beschreiten konnte. Sie heulte unaufhörlich und gelobte Besserung.

Wieder verstrichen die Tage und die junge Prinzessin schien nach der letzten, harten Bestrafung fürs erste lammfromm. Sie übernahm jede ihrer Aufgaben ohne zu murren und bot sich sogar darüber hinaus an, seine Schuhe zu putzen oder die Laute zu polieren.

Eines Tages als Hans nach Hause kam küsste er seine Liebste und sprach “Ich habe eine Anstellung für dich gefunden. Du wirst im Schloss als Küchenmagd arbeiten dürfen. Es wird nicht viel dabei abspringen, doch die Reste des Essens darfst du mit nach Hause nehmen.”

“Oh”, erwiderte Leonore. Seit ihrer Ankunft an diesem Ort träumte sie davon, dass Schloss auf dem Hügel einmal von innen betrachten zu dürfen, doch hatte sie es in ihren Träumen in ihren feinen Kleidern durchschritten und nicht als arme Küchenmagd. 

Sie schämte sich, wollte es jedoch nicht sagen. Sie wollte Hans nicht einmal mehr zeigen, wie unzufrieden sie das ärmliche Leben machte. Vor allem nicht, da es doch einige Dinge gab, die sie nicht mehr würde missen wollen. 

“Freust du dich denn gar nicht?”, fragte Hans.

“Doch, Liebster”, erwiderte sie und schlang die Arme um seinen Hals. Sie küssten einander innig und sie sagte sich selbst, dass sie diese Arbeit mit Anstand verrichten wollte. 

So geschah es. Die Anstellung im Schloss gefiel Leonore viel besser als zunächst erwartet. Sie war wieder von Prunk und Schönheit umgeben und obwohl ihr in der Küche beim Kartoffeln schälen und Gemüse schneiden nur wenig davon zuteil wurde, so saugte sie jedes Bisschen Luxus doch auf wie Luft zum Atmen. 

Abends brachte sie Reste des Essens mit nach Hause und Hans und sie speisten vergnüglich. Auch im Ehebett blieb ihr Vergnügen in keiner Nacht aus.

“Heute wird der König ein Fest veranstalten”, erzählte Leonore ihrem Mann, als sie an einem Morgen ihre Röcke band und sich für die Arbeit bereit machte. “Er wird seine Verlobung bekannt geben.”
“Wie erfreulich”, erwiderte Hans und lächelte.

“Oh ja. Das Festbankett wird sicher reichlich Leckereien abwerfen”, sprach Leonore fröhlich. “Bis heute Abend, Liebster.” Sie drückte Hans noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

Der Tag verging wie im Fluge, es waren reichlich Vorbereitungen zu treffen. Schließlich ertönten die Fanfaren und Musik erklang. Das Fest begann.

“Na los”, trieb die Köchin Leonore an und drückte ihr eine große Schüssel Kartoffeln in die Hand. “Bring das zur Tafel.” Die junge Frau erschrak, hatte sie doch noch nie das Essen für die feinen Herrschaften serviert. Sie trat hinaus in den reich geschmückten Festsaal und war von all dem Prunk ganz überwältigt. So schaute sie kaum, wo sie hintrat, stolperte und fiel. Die Schüssel zerschellte und die Kartoffeln rollten über den feinen Marmorboden.

“Was fällt dir ein, du ungeschicktes Ding!”, fuhr einer der Wachen sie an und riss sie auf die Füße. “Komm mit mir!”

“Bitte! Es war keine Absicht!”, rief Leonore.

„Das kannst du seiner Majestät erklären.” Sie erschrak, doch nur kurz darauf war sie vor den Thron gedrängt und schaute in das Antlitz des König Drosselbart, dem Mann, den sie zuvor so übel verspottet hatte. Sogleich senkte sie den Blick, ließ sich auf die Knie fallen.

“Was ist geschehen?”, fragte dieser.

“Ich war ungeschickt, verzeiht mir, Euer Majestät.”

“Warte einmal… mir ist gar so als kannten wir uns.”

Leonore wurde heiß und kalt. Um keinen Preis wollte sie, dass er sie nun in ihrer Schmach sah, als Bettelweib, weil sie zu eitel gewesen war, seine Frau zu werden.

“Ich bin nur eine einfache Küchenmagd auf Eurem Schloss, euer Majestät”, antwortete sie daher leise.

“Das ist nicht wahr. Du bist Prinzessin Leonore, das eitle Frauenzimmer, dem ich diesen scheußlichen Spitznamen “Drosselbart” verdanke. Seht nur, wohin es Euch führte.”

“Es tut mir leid, Euer Hoheit.” 

“Sieh mich an, wenn ich mit dir rede oder bist du dir auch dafür zu fein?!”

“So ist es nicht!”, Leonore hob den Kopf und schaute den jungen König nun an. Doch war sie sah, konnte sie kaum erfassen. 

“Ja, sieh nur richtig hin”, sprach er mit einem Mal sanfter. Nun erkannte sie auch seine Stimme. “Ich bin es, dein Ehemann. Ich bin der Freier, den du eitel abwiest, ebenso wie der Spielmann vor den Toren des Schlosses deines Vaters und ich war auch der Reiter auf dem Markt, dem du den Taler zahltest, damit er deine Töpfe zertrat.”

Leonore wusste kaum wie ihr geschah.

“Du bist Hans?”

“In Wahrheit bin ich Maximus, der junge König dieses Reiches und du sollst fortan meine Königin sein. Heute und die nächsten Tage soll unsere Vermählung gefeiert werden. Bitte, kleidet sie in etwas Angemessenes.”

Leonore wusste noch immer nichts zu sagen, als sie in ihre Gemächer gebracht, gewaschen und in feinste Gewänder gehüllt wurde.

Erst als sie neben dem König saß, sah sie ihn wieder eingehend an. Es war ihr Hans, doch sah er nun so edel aus, noch immer stattlich, doch erhaben. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.

“Was wird nur mein Vater sagen?”, fragte sie. 

“Er wusste von Anfang an von all dem. Hast du ernsthaft geglaubt, dein Vater hätte seine geliebte Tochter einem einfachen Bettelmann zur Frau gegeben? Das hier war mein Plan und er stimmte zu.”

“Du bist ein Schuft!”, sprach Leonore, wenn sie es auch kaum ernst meinte. Viel zu froh war sie über das Schicksal, das ihr heute widerfahren war.

“Pass nur auf, wie du mit deinem Manne sprichst. Ich werde trotz all des Prunkes um uns herum nicht vergessen, welche Methoden dich gefügig machten, Liebste.”

Leonore errötete aufs Heftigste. “Es ziemt sich nicht, eine Königin zu schlagen”, erklärte sie ihm dann. 

“Es ziemt sich nicht, ein ungehöriges Weib ungestraft davonkommen zu lassen”, erklärte Maximus mit einem Zwinkern und gab seiner Geliebten dann einen zärtlichen Kuss. Also schön, dachte Leonore im Stillen. Dieses Kreuz hatte sie dann wohl zu tragen. Und wenn sie ganz ehrlich war mit sich, war die Leidenschaft im Ehebette nach einer strengen Disziplinierung doch oft besonders stark entfacht gewesen. 

So geschah es und ihre Ehe lebten sie erfüllt, wenn auch in Strenge und Disziplin, um die junge Königin niemals mehr zu der eitlen Prinzessin werden zu lassen, die sie einst gewesen war.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. 

9 Kommentare zu „Drosselbart oder die Zähmung der eitlen Prinzessin (Teil 2)

  1. Eine wunderschöne Fortsetzung! Der Härtegrad wird, wie erwartet leicht erhöht, bleibt aber im Rahmen, so dass es doch eine leichte, lustige Story bleibt.
    Auch sehr schön, wie glaubwürdig und unterschiedlich die einzigen Tage geschildert werden. Statt dass sie sich einfach wiederholen, wie es in Märchen ja oft der Fall ist, bildet jeder für sich eine eigene, stimmige Geschichte, in der man auch glauben kann, wieso Leonore die Dummheiten macht, deren Ausgang für den Leser doch so absehbar ist. Jeder Leser dürfte gegrinst haben, als sie mit Weidenruten flechten sollte, da er ahnte, wozu sie schließlich eingesetzt würden. Und es wäre ja auch eine Enttäuschung gewesen, wenn nicht.
    Doch am Ende kriegen wir ja das versprochene Märchen Happy End … wenn auch mit Aussicht für weitere Dresche für unsere arme Heldin.

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    1. Hi Look,
      Ja das sollte es auch sein, trotzdem im Großen und ganzen eher locker und amüsant.
      Das freut mich! Es hat mir genau so viel Spaß gemacht wie Leonore selbst, mir die Streiche auszudenken. Ich hätte eigentlich noch ewig so weiter schreiben können… na vielleicht hebe ich mir das für eine andere Geschichte auf. Die Weidenruten haben sich ja von Natur aus schon angeboten. Zum Spinnen wollte ich nichts schreiben, deswegen habe ich es weggelassen.
      Naja, ich denke, sie hat da mit ihrem Ehemann eine ganz gute Einigung gefunden und wird gut mit weiteren Strafen leben können 😉 Danke für deine lieben Worte.

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      1. Dann hast du also gewissermaßen das Beste beider Welten bekommen: Deinen Spaß, am Aushecken der Streiche, aber nicht das Einstecken der Strafe. 😉

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  2. Sehr schön,
    hatte schon drauf gewartet. Für die zerschlagene Schüssel hätte sie ruhig noch was hinten drauf bekommen können, damit sie Ihren Ehemann durch einen Tränenschleier erkennt…
    Nein, ehrlich hat mir wieder super gefallen.

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    1. Hey, stimmt, hätte man machen können, wäre dann aber vielleicht in dem Kontext, dass sie ja von jetzt an Königin sein soll, zu viel des guten gewesen, gleich so ihrem Volk vorgestellt zu werden 😉

      Schön, dass es dir so gut gefallen hat!

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      1. Na ja, aufjedenfall weiß dann jeder, auch die Königin wandert mal übers Knie ihres Gatten. Mr. Colt hat mal gesagt „Der Colt Revolver, macht alle Menschen gleich!“ Hier ist es halt die ordentliche Tracht für die Mädels…😇😂

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  3. Eine gelungene Fortsetzung. Besonders gefällt mir, dass Leonore – anders als die Prinzessin im Original – ihren Mann absichtlich triezt (aus Trotz) bzw. sich absichtlich ungeschickt anstellt. Ich glaube, ich mag es viel lieber, wenn jemand wegen Frechheit oder Faulheit als wegen Unvermögens bestraft wird, weil ersteres irgendwie gerechter scheint.

    Die Strafe am Wegesrand, wo es jeder sehen kann, ist ebenfalls eine tolle Idee. Und ebenso die letzten zwei Absätze, die beschreiben, dass Leonore die Bestrafungen auch anmachen.

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  4. War wieder sehr schön zu lesen. Überhaupt einfach mal ein Kompliment an Dich, dass Du uns regelmäßig mit niveauvollen Geschichten unterhältst. Es ist einfach schön mal Geschichten mit spanking zu lesen, denen ein detaillierte und stringenter Inhalt zu Grunde liegt.

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