32. Plötzliche Heimkehr (Der Privatlehrer)

“Ihr seid ja wirklich reizend miteinander”, sprach Lottie. Es klang ein bisschen aufgesetzt, fand Josephine und sah wieder zu ihrer Freundin. Sie hatte nicht vergessen, wie sie ihm das erste Mal begegnet waren. Ein gemeinsamer Bekannter hatte Everett Fletcher mit auf eine von Lotties Feiern gebracht, sie waren Cousins dritten Grades. Sofort hatte Lottie ein Auge auf ihn geworfen- kein Wunder, er war wirklich hübsch mit seinem dunkelblonden welligen Haar, den Augen, aus denen seine Verschmitztheit nur so zu sprühen schien und dem perfekten Lächeln. Allerdings hatte er sich sofort Josephine angenähert, ein Gespräch mit ihr gesucht, das den Rest des Abends nicht mehr geendet hatte.

31. Vier Jahre später (Der Privatlehrer)

Als Finnegan sie so ansah, kam er nicht umhin, sich einzugestehen, was für eine schöne Frau aus dem jungen Mädchen geworden war. Die wilden, roten Locken, die ihr Gesicht umrahmten, waren die selben geblieben, die zahlreichen Sommersprossen würden ihrem Äußeren wohl immer etwas Verspieltes verleihen, doch ihre Züge waren weiblicher geworden, ebenso wie ihre ganze Erscheinung. Sicher hatte es nicht einen unerheblichen Einfluss, was sie auf dem Kerbholz hatte. Es hatte sich schnell herumgesprochen, wie leichtfertig sie bereit war, Liebschaften einzugehen, Männer kamen und gingen, blieben oft nicht mehr als wenige Wochen. 

30. When the party’s over (Der Privatlehrer)

Das schien ihm die nötige Motivation gegeben zu haben, den entscheidenden Stoß zu machen. Tonlos riss sie ihre Lippen auf. Das tat doch sehr viel mehr weh als sie sich hätte vorstellen können. Aber sie wollte nicht, dass er jetzt aufhörte. Also verkniff sie sich so tapfer sie konnte jeden Schmerzlaut. 50 Hiebe mit der Reitgerte waren ein weitaus schlimmerer Schmerz gewesen, sagte sie sich um sich Mut zu machen. Außerdem tat der Alkohol sein übriges, um das Schlimmste etwas abzutöten. Dennoch fühlte es sich alles andere als gut an.

29. Verrat (Der Privatlehrer)

"Josephine, was…" stotterte er, bedeckte sich so gut er konnte und hob mit der anderen Hand seine Hose vom Boden auf. Er musste absolut lächerlich auf sie wirken. Angesprochene erwachte mit einem Mal aus ihrer Schockstarre, jedoch nur um herum zu fahren und die Treppe herunter zu rennen. "Warte!" rief John aus und stopfte sich in seine Hose hinein so schnell es ihm gelang. Wie von Sinnen stürzte er ihr hinterher, bekam sie noch im Treppenhaus am Arm zu packen.

28. Vulkanausbruch (Der Privatlehrer)

John hob das Glas an die Lippen und nahm einen tiefen Zug. Es war vermutlich ohnehin besser gewesen, sich für diesen Tag nicht wiederzusehen. Also hatte er sich bei Mr. Abbott krankheitsbedingt entschuldigt und war zurück zu seiner Kutsche gegangen. Gerade als er losgefahren war, hatte er jedoch eine Beobachtung machen müssen, die sein Blut in Wallung brachte, auch jetzt noch. Josephine war Hand in Hand mit Natalie in Richtung Haus marschiert. War er so einfach zu ersetzen? Weil er nicht wollte, nahm es sich Josephine also woanders? Das nagte unheimlich an ihm.

27. Unklarheiten (Der Privatlehrer)

“Ich muss dir etwas gestehen. Etwas, das dir sicher ganz und gar nicht gefallen und womöglich auch weh tun wird. Aber ich muss es sagen, bevor es dafür zu spät ist und du einen riesigen Fehler begehst.” Josephine hatte schwer geschluckt. Augenblicklich war ihr flau im Magen und ganz schwindelig geworden, wenn sie auch noch nicht wusste, worum es nun genau gehen sollte. “Sag es bitte”, hatte sie dann nur hervor gebracht.

26. Gewissenskonflikte (Der Privatlehrer)

John war aufgebracht. Er hatte gehofft, dass sich das über Nacht und mit etwas Ruhe und Zeit zur Besinnung legen würde, doch dem war nicht so. Im Gegenteil, je näher die Kutsche dem Anwesen der Abbotts kam, desto mehr kochte es wieder in ihm. All die Erinnerungen an damals waren ihm hochgekommen und hatten ihn nur umso mehr aufgewühlt. Einerseits verstand er, was mit Josephine geschehen war, sie hatte sich von Natalie einwickeln lassen, in winzigen Schritten, ganz subtil, bis diese sie dort hatte, wo sie sie haben wollte. Er fragte sich, ob er sich selbst vorwerfen musste, sie gar in ihre Arme getrieben zu haben. Oft genug hatte er Josephines eindeutige Avancen ausschlagen müssen und somit Natalie perfekt in die Karten gespielt. Doch andererseits war er auch unendlich wütend, dass Josephine so leicht zu haben gewesen war.